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Gedenck-, Stadt- und Huth-Buch
(Chronik der Stadt Feuchtwangen)
Stadtarchiv Feuchtwangen - Archivbücherei I, 6
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Johann Georg Hermann Bärmeyer
Handschrift von 1736 (Abschrift)
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Kapitel XXXVII

Von dem Verlust, Schaden und Ruin, so die Stadt und Bürgerschaft in diesem 30jährigen Krieg erlitten

§ 1

Wurde nicht in dem Fürstentum

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zovor die Gefahr des 30jährigen Krieges vorgestellt?

Ja, anno 1631 wurde durch den Herrn Grafen von Solms, dann Vizekanzler und Räten der betrübte Zustand der Evangelischen vorgestellt und Betstunden angeordnet.

§ 2

Was musste das Fürstentum Onolzbach erleiden in solchem Krieg?

Der Herzog von Lothringen und der General Tilly drangen anno 1631 mit der ganzen kaiserlichen Armee in das Fürstentum und musste ihnen die Festung Wülzburg eingeräumt werden.

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§ 3

Was erlitt die Stadt Feuchtwang durch Raub und Plünderung bei dem Durchbruch der kaiserlichen Armee?

Dieses, dass sie im Nov. 1631 5 Tage und Näche unaufhörlich geplündert worden, wer sich auf der Gasse sehen lassen, wurde niedergeschossen, die Akten vom Rathaus heruntergeworfen und den Pferden untergestreut, alles in den Häusern ruiniert, der erlittene Verlust und Schaden an Geld, Vieh, Getreide, Mobilien und anderes, was mit weggeschleppt worden, belief sich gegen 26.000 fl., welches also eine confiderable Plünderung war, die Feuchtwanger nennten sie die Martinsplünderung, unter den Einwohnern selbst

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waren böse Leute, welche nicht nur allein den kaiserlichen Soldaten Nachricht gaben, wo die vermöglichsten Leute wohnen, sondern noch dazu selbst Hand anlegen und am Plündern Part genommen. Nachdem die Plünderung vorbei, ließen Verwalter-Vogt und Bürgermeister und Rat eine Drohungsschrift von dem Rathaus publizieren, dass diejenige, welche am geplünderten Gut teilgenommen, das geraubte hergeben, wo aber nicht und es sollte bei diesen oder jenen sich was finden, derselbe gebührend bestraft werden solle.

§ 4

Was musste erdulden die Stadt Feuchtwang bei Ankunft der schwedischen Hilfsvölker und was

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ging dabei vor?

Der schwedische General Banier nahm durch eine unter seiner eigenen Hand erteilten Salva Guardia die Stadt und das Amt in seinen Schutz, unter Bedrohung, dass die unter ihm stehende Soldadeska der Stadt und den Äntern durch gewalttätige Einlagerung, Abnahme und Brand keinen Schaden zufügen solle, der Landmann aber musste durch das eständige Hin und Wiederziehen der schwedischen Völker mittelst Abnahme und Plündern großen Schaden leiden und war auf das Blut enerviert.

§ 5

Was schadete der Stadt und den umliegenden Orten der Verlust der Nördlinger Schlacht anno 1634?

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Dass sie wieder aufs Neue mit Einquartierungen den Winter durch geplagt und über die Maße hart mit Soldaten belegt waren, in die Stadt war eine starke Anzahl blessierter und kranker Soldaten von Nördlingen kommend, einquartiert, welche den Winter über liegen geblieben, den die nötige Verpflegung angeschafft werden müssen, wie schwer es auch immer den ausgesaugten Bürgersmann ankommen.

§ 6

Was musste die Stadt Feuchtwang anno 1636 durch gewaltige Einquartierungen erdulden?

Der Obristwachtmeister von Schlezischen Regiment bemächtigte sich des Ortes, ließ hernach die Stadt ausplündern und alles Vieh wegtreiben.

Ein ungarischer Graf Franciscus

681 Polackski aber der dergleichen Anschlag hegte und in der Stadt Quartier zu machen vorhatte, wollte es nciht also angehen, sondern wurde wieder abgetrieben.

Anno 1638 genoss der Rat die Ehre, dass derselbe von dem Herrn Oberamtmann Conrad Heinrich von Selmniz zu Gevattern erbeten worden, welche Stelle durch einen Ratsverwandten den 3. Nov. gedachten Jahres in Crailsheim, wo selbiger auch Oberamtmann war, verrichtet. Inhalt eines Conc. Antworts- und Glückwunsschreibens.

§ 7

Was musste die Stadt von 1637 bis 1645 von den kaiserlichen Völkern erleiden und ausstehen?

1. Sie mussten zur polnischen Armee einen Beitrag tun. In deren Zeit wurde den Geistlichen nur der fünfte Teil ihres Be-

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soldungsgehalt geben.

2. der vorübergezogenen und im Amt gelegenen kaiserlichen Armee musste Proviant zugeführt werden.

3. Die kurbayerische Artilleriepersonen hatten ein Logier und Verpflegung.

4. Generalwachtmeister Gonzago nahm mit den Regimentern in der Stadt Nachtquartier.

5. Generalfeldmarschall Geleen, Feldzeugmeister de Suis und Piccolamini drei Generalstäbe wurden in die Stadt gemacht, 11 Regimenter aber zu Ross und Fuß nahmen auf dem Land Quartier. 

6. Johann de Werth kam mit etl. 1.000 Mann kaiserlicher Völker zu Dorfgütingen an, weil daselbst aber elles aufgezehrt gewesen, wurde um den Herrn General desto eher zu bewegen, gute Order zu halten,

683 eine Quantität Brot, Bier und Wein dahin abgeschickt, womit man Ehre eingelegt, wie dann hochgedachter Herr General sich in einem eigenhändigen hierher erlassenen Schreiben höflichst soll bedankt haben.

7. Feldzeugmeister Morchi kommt mit der Armee zu Dürrwangen an.

8. 4. Kompanie Arquibusierreiter wurden in die Stadt gelegt.

§ 8

Was erlitt die Stadt und Bürgerschaft durch Einziehung, Kontribution von der kurbayerischen Armee anno 1645?

Es hatte solche ihr Lager auf dem Michelsberg, nächst an der Stadt, 10 Tage lang gehabt, welche der General Feldmarschall von Mercy, der General Freiherr de Werth und Feldzeugmeister Rauschenberger kommandiert, in deren Zeit Stadt

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und Ämter 5.131 fl. Kontributionen geben mussten, der Schaden, so an Niederreißung der Zäune, Abhauung der Obstgäume, Gartenhäsuer, Verderbung der Feldfrüchte und anderes mehr geschehen, war ebenfalls confiderabel, damals soll auch die Schleifmühle und die Wächterhäuslein unter den Toren niedergerissen und verderbt worden sein. Sie machten eine Linie von dem Berg an bis an das Fallhaus zu, von hier brach die bayerische Armee auf und nahm unvermutet ihren Marsch, nachdem sie Kundschaft eingezogen, dass die französischen Völker um Mergenthal zerstreut auseinander gelegen, nach Herbsthausen, nach einer mündlichen Tradition der alten soll ein hiesiger Bürger namens Zuckerlein einen Kundschafter abgeben und ihnen die Gegend angewiesen haben, Thurenne, so damals kommandierte, wurde geschlagen und musste das Feld
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Nach einer Tradition von den Alten hat Feuchtwang damals verbrannt werden sollen, so aber der Herr General Jean de Werth, dass solches unglückliche Vorhaben nicht geschehen, abgewendet. Im folgenden Jahr 1646 wurde die Stadt von Gott mit Schauerwetter heimgesucht.

§ 9

Wann bekamen die schwedischen Völker über die Kaiserlichen in der Gegend wieder die Oberhand?

Anno 1646, 1647 und 1648, da der schwedische Generalfeldmarschall Wrangel, auf den französischen Seiten als Bundesgenossen von Frankreich aber der General Thurenne kommandierte, wie vor schon angezeigt worden.

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§ 10

Was unternahm die schwedische Armee in der Nachbarschaft?

Es hielte Dinkelsbühl eingeschlossen, Feuchtwang war deswegen mit der schwedischen Artillerie belegt und hart mitgenommen.

§ 11

Wann empfand die Stadt und Bürgerschaft die Last des Krieges am meisten?

Anno 1648, da der Krieg wieder die Kaiserlichen in Böhmen und außen im Reich geführt worden, dann erstlich hatte die Stadt in solchem Jahr den schwedischen Generalfeldmarschall Wrangel, dann den Landgrafen von Hessen-Kassel vom 9. bis 13. März, da sie im neuen Bau logiert, dann den ganzen Generalstab über den Hals liegen, da-

687 rauf Wrangel mit seiner Armee vor Dinkelsbühl gerückt. Die Franzosen nahmen das Hauptquartier zu Dürrwangen, 4 Regimenter Franzosen nahmen in der Stadt Nachtquartier und plünderten vor ihrem Auszug das Städtlein aus, also dass die Bürger außer dem Vieh weder was zu nagen oder beißen hatten und war große Not.

Die französische Hauptarmee unter Kommando des Generals Thurenne bekam zwischen hier und Kloster Sulz zu stehen und fasste ihr Lager vor der Stadt an den Sulzachfluss am Wiesengrund hinauf 2 Stund lang in sich. Von der Stadt aus waren einige Deputierte an den Herrn General abgeschickt, sie mit der Einquartierung vorbemelter 4 Regimenter Franzosen zu verschonen, hatten aber

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nichts ausgerichtet.

Der schwedische Obrist Wiedekoph wurde von der Armee beordert, allen hier befindlichen Vorrat an Vieh und Getreide auf zu notieren und visitierte derselbe alle Bürgershäuser und nahm 1.500 Stück Rindvieh und Getreide weg, so der schwedischen Armee nach Ulm zugeführt worden.

Nach diesem musste die Stadt 28 Obristen von der schwedischen Kavallerie, darunter sich Graf Horn, Obrist von Himmelshausen, Graf Axelite, Obrist Bödinger, Herr Obrist von Goldstein, Obrist Boley befunden. Den letzten Stoß zum völligen Verderben der Feuchtwanger Inwohner äußerte sich mit der Einquartierung 7 Regimenter Franzosen unterm Generalmajor

689 Babo, davon 3 Regimenter 3 Tage, 2 Regimenter 4 und 2 Regimenter 10 Tage in der Stadt geblieben, es wurde durch dieselbe Einquartierung dem Bürgersmann alles aus dem Haus genommen, was sonsten noch zu gebrauchen gewesen verderbt, das Geld und was Geldes wert war, von Mobilien abgenommen, mit einem Wort, der Zustand der Inwohner, deren Armut und erlittene Verlust von Zeit ihrer zweimaligen Einäscherung an gerechnet, könnte niemals größer gewesen sein, als damals, denn sie hatten bei dem Auszug der Franzosen weder Brot, Mehl noch andere zu essende Waren mehr in der Stadt, also nichts hinter sich und vor sich gesehen, als Hunger, Kummer, Not und Trübsal, wo sie die Augen hinrichteten, Hilfe zu suchen, fanden sie keinen
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anderen auf der Stelle als

niemand, vide 30jährige Kriegsakten.

Endlich kam Gott und ließ seine Friedenssonne blicken, so dass unter den beiden in Krieg verwickelten Teilen in diesem 1648. Jahr noch zu Osnabrück und Münster der Frieden geschlossen und anno 1650 in Nürnberg zu einem glücklichen Ende gebracht worden, wie pag. ... schon erwähnt worden.

Dieses war noch ein hartes, dass vom Vermögen zehn Reichstaler zu Ende des Monats Nov. gedachten 1648. Jahres zu Vergnügung der schwedischen Soldadeska ausgeschrieben und gegeben werden müssen.

Erstellt: 22.10.2005 durch Hans Ebert

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