Band 2
Inhaltsverzeichnis
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Vorwort

Der Beitrag der Hochmeister Konrad und Siegfried von Feuchtwangen zur Geschichte des Deutschen Ordens

von
Werner Uhlich

Einleitung

Zum Anlaß dieser Arbeit

In den Anfängen der Geschichte des Deutschen Ordens - Ordo hospitalis sanctae Mariae Theutonicorum Jerusolimitanorum - gab es zwei äußerst kritische Zeitpunkte, deren Bewältigung eine Wende hin zum Ordensstaat Preußen ermöglichte. Einmal war dies der Zusammenbruch des Kreuzfahrerheeres 1291 bei Akkon im Heiligen Land im Kampf gegen die türkisch-ägyptischen Mamelucken, bei dem das letzte Aufgebot des Deutschen Ordens die Flucht über das Meer nach Venedig ergreifen mußte. Zum anderen Male ist die drohende Gefahr einer Auflösung des Deutschen Ordens auf Bestreben König Philipps IV. von Frankreich und der Kurie unter Papst Clemens V. mit dem Prozeßbeginn 1307 gegen den Templerorden zu nennen. Damit verbunden war der sich steigernde Machtkampf des Erzbischofs von Riga gegen den Orden und die Expansion des Ordens in Preußen nach Westen, was eine Abseitsstellung des zentralen Haupthauses des Ordens in Venedig nicht ausschließen konnte. Beide Male waren es Hochmeister aus Franken, dem gleichen Geschlecht entstammend, die zum rechten Zeitpunkt die Geschicke des Ordens in die Hände nahmen. Konrad von Feuchtwangen errichtete nach dem Zusammenbruch in Akkon das neue Haupthaus, die zentrale Verwaltung in Venedig und lenkte die weitere Blickrichtung des Ordens nach Preußen und Livland. Siegfried von Feuchtwangen, jahrelang als Hochmeister in Venedig gebunden, konnte sich endlich 1309 durchsetzen und das Haupthaus auf die Marienburg in Preußen verlegen. Abseits vom Heiligen Stuhl konnte er mit dem Aufbau eines Ordensstaates in Preußen beginnen, um somit den Orden durch eine Eigenstaatlichkeit von den Einflüssen und Machtbestrebungen gewisser Fürsten und der Kirche fernzuhalten.
 

 
Mit dem Deutschen Orden, gegründet 1190 bei der Belagerung von Akkon (in Palästina), anfangs noch als eine Hospitalgenossenschaft und wenige Jahre später zum Ritterorden erhoben, ist bis heute eine Gemeinschaft lebendig geblieben, die ihre Aufgabe im humanitären und sozialen Bereich sieht.

Es ist berechtigt, anläßlich des 800jährigen Bestehens des Deutschen Ordens den Zufall erneut aufzugreifen, der ausgerechnet zwei Hochmeistern des Deutschen Ordens aus dem gleichen Ministerialengeschlecht die Aufgabe zuteil werden ließ, in stürmischer Zeit das Ruder des Ordensschiffes in die Hand zu nehmen, um ein Stranden zu verhindern. Über Konrad von Feuchtwangen ist schon des öfteren geschrieben worden. Dagegen fehlt es an einer ausführlichen Literatur über Siegfried von Feuchtwangen. Wenn mir die Arbeitsgemeinschaft für Heimatgeschichte in Feuchtwangen die Möglichkeit bietet, im Band 2 der "Feuchtwanger Heimatgeschichte" noch ausführlicher als bisher 1  über beide Hochmeister "von Feuchtwangen" zu berichten, so soll damit ein weiterer Markstein Feuchtwanger Geschichtsforschung gesetzt werden.

Bemerkenswerterweise bietet die ehemals freie Reichsstadt keinerlei Hinweise auf irgendwelche Verbindungen zum Deutschen Orden selbst. In keinem Winkel der Stadt, auch nicht im Stadtarchiv, befinden sich mittelalterliche Zeichen oder Urkunden über Beziehungen zum Deutschen Orden. Ende des 13. Jahrhunderts, in dem erstmals Ministerialen von Feuchtwangen im Stadtbereich nachgewiesen werden können, standen die zwei "von Feuchtwangen", über die hier berichtet wird, bereits im Dienst des Deutschen Ordens. Zweifelsfrei waren sie würdige Vertreter dieser freien Reichsstadt und verdienen es, in der Feuchtwanger Heimatgeschichtsforschung einen wesentlichen Platz eingeräumt zu bekommen.

Ich danke den Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft für Heimatgeschichte Feuchtwangen Martin Batisweiler, Dr. Stefan Mühling, Dietrich Weiß und Fritz Wünschenmeyer für ihre Anregungen und ihren aufopfernden Einsatz bei der Gestaltung meiner Arbeit, ohne den das rechtzeitige Erscheinen nicht möglich gewesen wäre.

Ebenso bedanke ich mich bei Herrn Pater Dr. Bernhard Demel O. T. im Zentralarchiv des Deutschen Ordens in Wien sowie Herrn Dr. Dieter Wojtecki, Osnabrück, für ihre Informationsbereitschaft.


1) Siehe Quellenverzeichnis
Erstellt: 16.3.1998 durch Werner Uhlich
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