Friedrich Jacobi - Geschichte der Stadt ... 
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Zweite Periode.

Feuchtwangen unter Burggräflich Nürnbergischer und Markgräflich Ansabachischer Landeshoheit.
1376 - 1791.

IV. Abschnitt.

Sonstige Schicksale der Stadt vor ihrer Reformation.

Unter dem Schutze und der Hilfe der Markgrafen wieder aufgebaut, und im Innern wohl gegliedert und vertreten, schloß sich Feuchtwangen mit Dankbarkeit und Vertrauen der neuen Regierung an, und hieng mit Liebe an seinem Regenten. Schon der erste Churfürst und Markgraf Friedrich überzeugte sich davon; noch mehr oder sein Sohn Albrecht, als dieser bei der Theilung der, durch Kauf und Eroberung vielfach vermehrten Besitzungen in Pberöamd. Imteröamd. Liröamd imd der Aöt,arl o, Kajre 1440 das Unterland erhielt, von dem Feuchtwangen ein Theil war.

Fast in jeder Schlacht kämpften unter seinen Fahnen Reisige von Feuchtwangen - es mochte gegen die Könige von Polen gehen, oder gegen die Reichsstadt Nürnberg, oder gegen die Herzöge von Bayern, oder gegen die Bischöfe von Bamberg und Würzburg; und über die Siege des Brandenburger Helden in siebzehn Turnieren war keine Stadt mehr erfreut, als die an der Sulzach. Dafür erhielt auch Feuchtwangen manche Beweise der fürstlichen Gunst. Es wurde der im Jahre 1423 begonnene Bau des Thurmes am Spitalthor vollendet; 1441 wurde die Erhebung eines Wegzolles der Stadt gestattet; 1451 der größte Theil der Lichtmeßsteuer den Bürgern erlassen; und als sich Markgraf Albrecht genöthigt sah, Feuchtwangen an seinen Bruder Johann, mit dem Beinamen Alchymista, um 5000 fl. Zu verpfänden, weil neue Kriegsrüstungen die Staatskasse erschöpft hatten: so ertheilte der den Bürgermeistern und dem Rath in einem eigenhändigen Schreiben aus Ansbach von Jahre 1459 die Versicherung, die Stadt ohne allen Schaden wieder auszulösen (60). Und wirklich wurde Feuchtwangen bald wieder mit seinem eigentlichen Markgrafen vereinigt, indem Johann starb, und das ganze Markgrafthum desselben, somit auch die ihm verpfändeten Orte, an seinen Bruder Albrecht fielen.

Im Jahre 1452 kam Feuchtwangen unerwartet in Acht und Bann. Die Veranlassung davon ist nicht bekannt; jedoch finden sich zwei Briefe in Abschrift, woraus hervorgeht, daß auf Betrieb des Ritters Luz von Thanhausen der Graf Johann von Sulz, Hofrichter von Rotweil, die Acht, und das Officiat des Hofes in Augsburg den Bann aussprach; so wie, daß der Streit durch Graf Wilhelm von Oettingen beigelegt wurde, der seinen Vasallen Luz von Thanhausen bewog, in diesen beiden Briefen nach Rotweil und Augsburg die Zurücknahme der Acht und des Bannes zu erwirken (61).

Der große Komet des Jahres 1472 jagte auch den Feuchtwangern Angst und Schrecken in die Seele, und sie wurde in ihrem Aberglauben nicht wenig gestärkt, als der dürre Sommer des nächsten Jahres, in welchem Quellen versiegten, und Wälder in Brand geriethen, vielfache Noth und Theurung erzeugte.

Mittlerweilen war auch der ritterliche Markgraf Albrecht durch die Erbschaft der Kurlande, nach dem Tode seines älteren Bruders Friedrich des Eisernen, wieder auf den Kriegsplatz gerufen worden; und er ließ deßhalb von Köln an der Spree aus, am Donnerstag nach dem Sonntag exaudi des Jahres 1479, an die Bürgermeister und den Rath von Feuchtwangen die Aufforderung ergehen: eine Mannschaft auszurüsten, und sie ihm zu dem sogenannten Stettiner Krieg nachzusenden. Bewaffnung, Sammelplatz, Sold und Marsch wurden also vorgeschrieben:

"Schicket auß euch redlich Männer, die mit den Handpüchsen können schießen, das die auff Freytag nach St. Veitstag zu Nacht schierst zu Bayersdorf an der Sammung sein, also geschickt und gerüst, das Ir yeder hab eine gute Büchsen, eysen Hut, Panzer, Goller und Krebs, und das die Panzer haben lage ermel und von Ring-Harnisch Hantschuh darzu, und zu der püchsen ein gutes Swert oder lang Messer; die sollen daselbst zu Bayersdorf In unsern Costen angenommen vnd herein zu vns verzert, Ine auch daselbst Wagen zugeschickt werden, die Ine ihren Harnisch hereinfaren, wir wollen auch derselben jeden so syn herein zu vns komen, den Monat einen Reinischen Gulden zu sold und die Cost geben, das Ir domit unbeswert pleibt. Darum so thut mit dem schicken kein saumen, mynerung, noch verziehen; vnd ist vnser maynung, das Ihr darumb loost, und auff welchen das Loos gefellt, der am Leib vermogenlich ist, das derselb zieh oder einen andern der vnsern als redlichen und tuglichen an seine statt schick; und das Ir andern, die daheim pleiben, den der also ausziehen wurd und nicht Harnisch hatt, mit Harnisch zu Hilfe kompt, damit er obgemelter maß gerüst wird; das auch der, so herein ziehen soll, glob vnd swere, nit von vns zu ziehen on vnser oder der vnsern, die des von uns befelh haben, erlaubniß; und das sie uns und vnsern Hauptleuten gehorsam sein, und im hereinziehen unterwegen nymants schaden zufügen wollen; des alles verlassen wir vns zu geschehen ernstlich und genzlich zu euch bei Vermaydung unserer swern Strafe und Ungnade."

Im Jahre 1485 strömten viele Feuchtwanger nach Ansbach, um dem glänzenden Turniere beizuwohnen, das in allen vier Landen verkündigt worden war, und bei welchem Prinz Friedrich, an der Spitze der, aus funfzehn Rittern bestehenden Gesellschaft des gekrönten Bären, sich den Stechdank erwarb. Im nächsten Jahre starb jedoch der alte Churfürst Albrecht auf dem Reichstag in Frankfurt; und Feuchtwangen kam, auf den Grund der schon früher angeordneten Theilung des Gebiets in Brandenburg, Unterland und Oberland, wieder zu dem Unterland, und begrpßte in dem ritterlichen Friedrich IV. Seinen neuen Regenten, der sich am zweiten Mai 1487 mit seinem Bruder Sigismund auf das Prachtvollste in Nürnberg, durch Herabwerfung von zehn Fahnen vom kaiserlichen Thron, belehnen ließ.

Schon im zweiten Regierungsjahre desselben erprobte Feuchtwangen seine True, indem es bei den 1488 in verschiedenen Gegenden ausgebrochenen Unruhen nicht nur unerschütterlich fest an seinem Markgrafen hielt, sondern auch eine nicht unbedeutende Mannschaft ausrüstete, und ihm zu Gebote stellte. Auch bei dem Treffen bei Affalterbach im Jahre 1502, wo der über den langsamen Gang der Verhandlungen in Erfurt ungeduldige Erbprinz Casimir, gegen seines Vaters Wissen und Willen an der Seite Berlichingens, die Nürnberger überfiel und schlug, waren Feuchtwanger, und bedauerten nur, daß das erbeutete Panier nicht ihrer Vaterstadt, sondern Schwabach anvertraut wurde, damit es auch bei ihnen die Zukunft an die Thaaten der Vergangenheit hätte erinnern können.

So viele Freude Feuchtwangen über den inzwischen erfolgten Anfall des Fürstenthums Bayreuth an Ansbach empfand, da Markgraf Sigismund, der den König Maximilian auf allen seinen Zügen begleitet hatte, in der Residenz seines Bruders und Erben Friedrich IV. Gestorben war; so betrübte es sich später, als der Erbprinz Casimir durch den Antheil, den er seit der Krankheit seines Vaters an der Regierung genommen, sich in solchem Grade zur Herrschsucht hinreissen ließ, daß er seine Brüder, Georg und Johann, zu einer Verschwörung gegen den alten Vater vermochte, die demselben zwar entdeckt wurde, und wie es scheint von dem Propst von Feuchtwangen selbst, die aber den Vater in der Verzweiflung, bei dem Zusammentreffen mit seinen Söhnen, zu körperlichen Angriffen auf dieselben hinriß, und dadurch nur das Vorhaben der Söhne beschleunigte, welche alsobald, am grauen Morgen nach der Faschingsnacht 1515, in Plassenburg den alten Vater aus dem Bette rissen, und ihm eine Urkunde zur Unterschrift vorlegten, worin er sich selbst für regierungsunfähig erklären, und den Scepter seinem Sohne Casimir übergeben mußte (62). Da indessen die wahre Lage der Dinge im Unterland zu spät bekannt wurde: so glaubte man den Angaben der Prinzen auf dem, in demselben Jahre noch stattgefundenen gemeinschaftlichen Landtage zu Baiersdorf, auf selchem auch das Stift und die Stadt Feuchtwangen vertreten war; und fand es nicht sehr anstößig, daß der, für geistesabwesend erklärte Markgraf Friedrich IV. Auf der Plassenburg bei Culmbach in enger Haft gehalten wurde.

Fünf Jahre darauf, 1520, wohnten die Abgeordneten von Feuchtwangen wieder einem Landtag in Ansbach bei, der sich mit der bisher ungewöhnlichen Aushebung, Uniformierung und Exercirung der Truppen beschäftigte, auf welche Casimir, bei seiner Vorliebe für den Soldatenstand verfallen war, und welche darin bestand, daß, statt des gewohnten Aufgebotes, die waffenfähigen Landleute ausgehoben, mit schwarzen und weißen Leibröcken, oder mit Goller, Ruck, Krebs, Deckelhaube und Armschienen ausgerüstet, in Rotten getheilt, mit Hauptleuten, Unterhauptleuten, Fähndrichen, Waibeln, Doppelsöldnern, Pfeifern und Trommelschlägern versehen, und kunstmäßig exercirt wurden. Den im Jahre 1521 nach Baiersdorf ausgeschriebenen Landtag, wohin Feuchtwangen, wie jede andere Stadt, zwei Deputirte, einen aus dem Rath und der Gemeinde, und einen aus dem Amte sandte, leitete ebenfalls Casimir, der sich überhaupt seit seiner Vermählung mit der bayerischen Prinzessin Susanna, einer Nichte Kaiser Maximilians, in dem Besitz der Staatsgewalt befand, und der Berathungsgegenstand des Landtages war die eilige Hilfe gegen Frankreich. In dem darauf folgenden Jahre kam zwar am Mittwoch nach Cantate ein Vertrag zwischen den drei Brüdern zu Prag zu Stande, nach welchem statt der bisherigen Alleinregierung Casimirs eine Statthalterei in Ansbach auf fünf Jahre eingesetzt wurde; und Feuchtwangens Amtmann, Hans von Seckendorf, hatte die Ehre, mit Carl von Haßberg, Amtmann zu Colmberg, zum Statthalter ernannt zu werden; Casimir mußte jedoch in Kurzem das Staatsruder wieder in seine Hände zu spielen, und führte es namentlich in der Zeit, in welcher auf dem Gebiete der Religion in Teutschland und Europa so große Veränderungen vor sich gingen, und in welcher sich auch das Leben in dem kleinen Feuchtwangen von Grund aus umgestaltete.


60. Der Schuldschein findet sich in derselben Quelle Nr. III. Miscellanea u.s.w. und lautet: "Wir Albrecht von gottes genaden Marggraue zu Brandenburg vnd Burggrave zu Nürnberg Bekennen offennlich an dem brieve vor weniglich Als Buser Liebe getreue Burgermeister Rate vnd gemeinde zu Feuchtwang, von vleissiger unser bite wegen, für unß umb Fünfftausen dgulden Reinisch Lanndswerung als vnverscheidenlich Selbst schulden mit sampt andere gegen dem hochgeboren Fürsten Vnserm lieben Bruder Herrn Johannsen Marggraven zu Brandenburg vnd Burggraven zu Nürnberg verschrieben sind, Also gereden vnd versprechen wir obgenannter Marggrave Albrecht bey vnser Fürstlichen Wirden vnd ern für vns vnd all vnser erben obbenannten Burgemeister Rate vnd Gemeinde zu Feuchtwang, vnd Ir nachkomen solcher Selbst schulden gütlich vnd on allen schaden zu ledigen vnd losen getreulich vnd on all geverde des zu Vrkunde haben wir vnnser Innsiegel zurück vff disen Brieve heissen drucken vnd geben zu Onolzbach am Donerstag nach Bonifacius vor Christi gepurt vierzehnhundert vnd darnach In dem Nevn vnd Fünffzigsten Iaren."
61. Die beiden Briefe des Ritters Luz von Tannhausen finden sich im Original in den Quellen des Nürnberger Archivs Nr. III., kurz vor der Ehehaft von 1484; und der erste lautet: "Dem Wolgeboren Herrn Grafe Johannsen von Sulz hoffrichter zu Rotweile Meinent gnädigen Herrn Entbent ich Luz von Tanhaußen Mein vndertanig willig Dienst zuvor gnädiger Herr. Als ich die Burgermeister Rate vnd Burger emainlich der Stadt zu Feuchtwang vor ewern Gnaden vnd des hailigen Reichs hofgericht zu Rotweil mit Recht In die Aachte bracht han u. Tun ich ewre Gnaden zu wissen das der Wolgeborne Mein gnadiger herr herr Wilhelm Grave zu Oettingen mit samt seinen wissenden Räten mich vnd die obgenanten von Feuchtwang mit einander Beraynet gericht und verschlicht hat nach lant vnd sage der Spruchbriefe darüber besiegelt gegeben. Hier umbe mit gutem Willen vnd wolbedachtem mute So bekene vnd begib ich mich das ewre Gnade meinhalb vnd so viel mich das antriffet vnd berüret die egute von Feuchtwang gemainlich auß der Aacht lassen soll vnd mayn Darzu gib ich meinen Willen vnd gunste ganzen vnd guten In krafft diß Briefs wie Ich billich vnd von Rechten wegen sol. Vnd des zu Vrkunde sennde Ich evern gnaden diesen Brief besiegelten mit meinem aigen Innwendig auffgedruckten Insiegel versiegelt der geben ist auf Sanc Vlrichstage nach Christi gepurt Vierzehnhunert vnd zway vnd Fünffzig Iare." Der andere Brief an das Officiat des Hofs zu Augsbug lautet fast eben so.
62. Diese von den ältern Brandenburgischen Geschichtschreibern abweichende Angabe stützt sich auf v. Langs neuere Geschichte des Fürstenthums Bayreuth I. Th. S. 117 ff.
Erstellt am 27.3.1999 durch Hans Ebert
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