RAMISCH - Landkreis Feuchtwangen ...
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FEUCHTWANGEN

Ehem. Stiftskirche; jetzt ev.-luth. Pfarrkirche 
Ehemalige Pfarrkirche, jetzt ev.-luth. Nebenkirche St. Johannis
Ev.-luth. Friedhofskirche St. Michael
Ummauerter Friedhof
Kath. Stadtpfarrkirche St. Ulrich und Afra
Abgegangene Kirchen und Kapellen
Stadtbefestigung
 
Öffentliche Gebäude:
- Landratsamt
- Ev.-luth. Dekanat
- Rathaus
- Ehemaliges städtisches Spital
- Ehemaliger Kasten 
 
Privathäuser
 
Heimatmuseum
Marktbrunnen
Wallgrabenanlage
Sulzachbrücke
 
Ehem. Stiftskirche; jetzt ev.-luth. Pfarrkirche.
 
Geschichte und Baugeschichte: Das Benediktinerkloster Feuchtwangen wurde gegen Ende des 8. Jhs. gegründet, vielleicht schon als Eigenkloster des Bistums Augsburg, dessen nördlichsten Sprengel es bildet. Die erste sichere Nachricht über das "monasterium Fiuhctwanc" enthält die Notitia de servitio monasteriorum Ludwigs des Frommen (817): Feuchtwangen erscheint unter den Klöstern mittlerer Größe. Seine Mönche sind im ältesten Teil des Reichenauer Verbrüderungsbuches (etwa 826) aufgeführt. In der Lebensbeschreibung des hl. Bischofs Ulrich von Augsburg (923 - 73) wird Feuchtwangen unter die bischöflichen Eigenklöster gezählt. Gegen Ende des 10. Jhs. war das Kloster fast ausgestorben. Die Kirche, von der keine aufgehenden Teile erhalten sind, hatte leere Fensteröffnungen. Um 993 erfolgte von Tegernsee aus durch Dekan Wigo die Neubesiedlung des Klosters. Damit kam in Feuchtwangen die - später im Gegensatz zu Cluny und Hirsau stehende - Gorzer Reform zur Durchführung. Feuchtwangen war jetzt Eigenkloster des Bistums Augsburg und Tochterkloster von Tegernsee mit dem Weihetitel S. Salvator. Zu einem nicht bekannten Zeitpunkt entließ der Bischof von Augsburg die Benediktiner und ersetzte sie durch ein Kollegiatskapitel, das er durch den Propst eng mit Augsburg verband. 1197 wird ein Augsburger Domherr "Hainrich prepositus de Fuhtwanck" genannt. Gleichzeitig mit der Umwandlung des Klosters in ein Kollegiatstift dürfte auch der Anstoß zum Neubau von Kirche und Kreuzgang erfolgt sein. Die Ausführung fiel nach den Bauformen in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts und dürfte sich bis in das 13. hingezogen haben. Von diesem der Jungfrau Maria geweihten Bau sind die Westtürme und der ursprünglich dreigeschossige, jetzt auf zwei Geschosse reduzierte dazwischenliegende Westbau wenigstens dem Erscheinungsbild nach teilweise erhalten. Die verschiedene Geschoßhöhe der Türme weist auf einen Planwechsel während der Ausführung. Der Mittelteil dürfte in einem Zug mit dem Nordturm aufgeführt worden sein (urspr. gleiche Gesimshöhen!). Der gotische Chor und die Sakristei wurden vermutlich in der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts, das Langhaus anschließend, errichtet. Das Sakristeigewölbe wohl aus dem 15. Jh. 1523 stürzten die Obergeschosse der romanischen Westtürme ein. Der Wiederaufbau wurde 1532 - 61 von Thomas Behren (Rotbenburg) ausgeführt. Er erneuerte die Westwand der Obergeschosse des Nordturms, das Giebelgeschoß des Westbaues (nicht erhalten) und den Südturm über dem zweiten Geschoß. Hier wurden an einigen Stellen romanische Bauornamente wiederverwendet. Inzwischen war durch den Stiftsvogt, den Markgrafen von Ansgach gegen den Widerspruch des Bischofs von Augsburg und einiger Chorherren die Reformation durchgeführt worden. 1563 hob der Markgraf das Stift auf. - 1698 wurde die Kirche renoviert und dabei in den Seitenschiffen neue, den Emporengeschossen angepaßte Fenster ausgebrochen. 1810 wurden "alte Malereien" an den Hochschiffwänden und deren Fenstergewänden entfernt. 1812/13 erhielt die Kirche einen weißen Innenanstrich. Nach Akten im Landbauamt Ansbach wurden 1865 die Chorpfeiler ausgebessert, die südliche Seitenschiffwand "mit veränderter Fenstereinteilung" und die zugehörige Hochschiffwand mit neuen Fenstern neu hochgeführt. Im folgenden Jahr wurden die Strebepfeiler auf der Nordseite repariert und alle Baudetails "wie auch 1865 nachgetrieben". Veränderungen an der Nordwestecke der Sakristei. 1867 erfolgten Abbruch und Wiederaufbau der nördlichen Seitenschiffswand (nicht erhalten). 1887/8 wurde das Vorhallenportal "restauriert", d. h. einschließlich der Giebelwand abgebrochen (NStA Kammer d. I., Abgabe 1952, Nr. 6470). "Im Schutte wurde auch ein reich ornamentiertes Rundfenster gefunden" und beim Wiederaufbau in den an die Ostfront der Türme verschobenen Giebel des Mittelbaues eingemauert. Der Baubefund ergibt, daß das Portal vollständig, die Wand des Westbaues teilweise in neuem Material, beide in den Details verändert, wieder aufgeführt wurden. Erneuerung eines Teiles der Turmsockel. - 19I3 wurden unter Leitung von J. Schmitz (Nürnberg) der baufällige Südturm, wiederum der gesamte Westbau, die südliche Arkadenhochwand bis an den Chor, das Dach und das nördliche Seitenschiff abgetragen. Der Wiederaufbau zog sich bis 1920 hin und hatte eine Reihe von Veränderungen zur Folge. Die Trennwände zwischen dem Chor und den quadratischen Gewölben am Ende beider Seitenschiffe wurden als spitzbogige Arkaden aufgebrochen, am Choransatz beidseits ein Treppenbaus zwischen Nebengewölbe und Seitenschiff eingelegt, das nördliche Seitenschiff als Wandpfeilerbau um etwa drei Meter nach außen verbreitert, über die nördlichen Langhausarkaden ein Geschoß mit stichbogigen Emporenöffnungen aufgesetzt. Die Hochschiffsüdwand erhielt Betonfundamente und wurde in Anlehnung an den Vorzustand wieder aufgeführt. Das Langbaus erhielt eine Holzflachdecke (vorher Holztonne) und unter den Arkaden Balkonemporen. Der Südturm wurde auf einem Betonfundament als Ziegel-Betonbau errichtet und mit den alten Steinen verkleidet. Ein Vergleich mit älteren Photos zeigt folgende Veränderungen: Im Untergeschoß befand sich an der Westseite nördlich der Mittellisene eine rechteckige Turmtüre, eine Steinlage höher ein kleines Rechteckfenster. An der Südseite anstelle des Turmportals durchlaufende Zwergblendarkaden und Zahnfries. Die Gurtgesimse sind mit veränderten Profil erneuert. Im zweiten Geschoß an der Westseite war die Mittellisene durch ein Rechteckfenster unterbrochen. Die Westseite des dritten und vierten Geschosses war im Gegensatz zu den anderen Turmseiten ohne Wandfeldgliederung glatt aufgeführt, das Gurtgesims nur leicht unterkehlt. Die gedoppelte Klangarkade an der Südseite (wohl auch an der Ostseite) des dritten Geschosses hatte eine einfache, gekehlte Laibung. Die Mittelsäule ist neuromanisch. Der Westbau wurde um sechs Steinlagen erhöht und mit einer Abwalmung des Hauptdaches gedeckt. Gleichzeitig Errichtung des Chordachreiters. Das im neuromanischen Giebel von 1888 vermauerte romanische Rundfenster und andere Bauornamentteile unbekannter Herkunft befinden sich im Heimatmuseum Feuchtwangen. - In der Sakristei wurde der Fußboden unterkellert und höher gelegt. Die Kirche erhielt eine Heizung.


Erstellt am 27.3.1999 durch Hans Ebert
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