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Gedenck-, Stadt- und Huth-Buch
(Chronik der Stadt Feuchtwangen)
Stadtarchiv Feuchtwangen - Archivbücherei I, 6
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Johann Georg Hermann Bärmeyer
Handschrift von 1736 (Abschrift)
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Kapitel XXXIII

Von Haltung des ersten Jubelfestes wegen der Reformation Luthers

§ 1

Wurde das erste Jubelfest wegen der angefangenen Reformation Luthers, wie im Kurfürstentum Sachsen geschehen, hier auch zelebriert?

Ja, anno 1617 wurde Gott zur Danksagung und Luther zur Anerinnerung das erste Jubelfest gehalten und wgen der Übergabe de Augsburgischen Konfession anno 1630 das zweite Jubelfest hier unter Anhörung des göttlichen Worts gehalten, auf dem Rathaus aber war eine Musique gehalten und der Rat in Vergnügung beisammen. Ad Sec. XVII

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Kapitel XXXIV

Von Anfang des 30jährigen Kriegs Troublen

§ 1

Wie lang dauerte die Ruhe in der Religion?

Vom Passauer Vertrag anno 1522 an bis 1649.

§ 2

Durch was war die Ruhe unterbrochen und was gewann die Sache in den ersteren 10 Jahren für ein Aussehen?

Durch die Anno 1620 geschehene Böhmische Unruhe, da die Stände dem Kaiser Ferdinand II. nicht eher von einen König in Böhmen erkennen wollten, bis er ihnen wie anderen seiner Vorfahren aufgetan, ihre rechte Lehre und freie Religions-

651 übung zu gestatten konfirmierte, wozu aber derselbe zweifelsohne aus Anhitzung der Jesuiten micht geneigt war, deswegen sie als Friedensstörer aus dem Land verjagt worden, darüber des zum Krieg kam, die Böhmen krönten den 4. Nov. 1619 Kürfürst Friderico von der Pfalz zu ihrem König, welcher von dem Kaiser anno 1620 am 29. Okt., da am Sonntag das Evangelium gepredigt worden, gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, auf dem Weißenberg bei Prag geschlagen, die Böhmen wurden zu Paaren getrieben und mussten um Gnade bitten, es geschehe auch anno 1621 zu Prag eine scharfe Exekution wider viele böhmische Herrn, deren 27 die Köpfe abgeschlagen worden,
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anno 1625 lag die ganze Kriegslast auf Niedersachsen und dem König in Dänemark Christian IV. auf kaiserlicher Seite agiert der Herzog von Friedland Albertus Wallenstein an der Elbe und Tilli an der Weser. Der Kaiser erhielte wieder Dänemark anno 1627 bei Königslutter einen herrlichen Sieg und kann ganz Holstein und Diethmarschen, außer Krempe und Glückstadt in kaiserliche Gewalt, hieran ließ der Kaiser sich nicht begnügen, sondern wollte auch Meister über das baltische Meer sein, um das mitternächtige Reich zu bezwigen und der Holländer Handlung zu unterdrücken.

Anno 1628 ging es über Pommern her, welches der Friedländer mit Soldaten überschwemmte und Stralsund aufforderte, so aber die Stralsunder rund abgeschlagen, welche der König in Schweden Gustavus Adolphus zu

653 tapferer Gegenwehr anmahnt und seine Hilfe versprach, das Glück wollte dem Friedländer nicht mehr favorisieren und der König in Dänemark hatte auch keine Lust mehr zum Krieg, machte demnach anno 1629 zu Lübeck mit dem Kaiser Friede, in welchem ihm alles Verlorene wieder restituiert worden. In diesem 1629. Jahr gab Ferdinand II. das Restitutionsedikt heraus, nach welchem die Protestanten alle geistlichen Güter wieder erstatten sollten, welche sie nach dem Paussauer Vertrag eingenommen hatten, wer sich weigerte, wurde in die Acht erklärt und ließ man die Exekution also fort gleich ergehen, bei den lutherischen Bürgern, zu Augsburg war der Anfang gemacht und das Religionsexerzitium verboten, Kursachsen drang durch seinen Gesandten auf die Abschaffung des Edikts, die Pfaffen aber widerrieten solches
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und behielten die Oberhand, Kursachsen invitierte anno 1630 die meisten Protestanten nach Leipzig und beschloss mit ihnen, sich zu wehren. Zu welchem Entschluss sie der König in Schweden stärkte und mit Kursachsen sich in Bündnis einließ.

Gustav Adolf, König in Schweden kam den 24. Juni 1630 und landete mit der Flotte in Pommern an, er ließ eine Münze schlagen, worauf die Worte standen:

"Von Mitternacht da komm ich her, zu streiten ist all mein Begehr, will allzeit halten gut Wacht, Gottes Engel nehm mich in Acht."

Eroberte gleich darauf Usedom, Wollin, Camin, Stettin, Stargard, die Kaiserlichen mussten auch Anklam, Uckermünde und Wolgast den Schweden einräumen und kamen die Kaiserlichen in ei-

655 nen schlechten Zustand, eroberten hernach das Mecklenburgische und half selbigen Herzog, wieder zu seinem Land, daraus nahm er Penzlau, Neubrandenburg und andere Orte ein, ingleichen Demin, Greifswald, Kolberg, Frankfurt, Landsberg und Spandau. Als immittelst durch Tilly Magdeburg erobert und zerstört worden und dieser von dem Leipziger Bund nicht abstehen wollte, brach Tilly anno 1631 den 21. Aug. in das Kurfürtentum Sachsen mit 40.000 Mann ein, den 4. Sept. 1631 conjungierten sich die Schweden mit den Sachsen bei Düben an der Mulde, gingen darauf nach Leipzig, da es den 7. Sept. gedachten Jahres zum Treffen kam, in welchem die Schweden eine herrliche Viktorie erhielten, diesen Sieg folgte die Eroberung Leipzig nach, der König in Schweden brach darauf in Thüringen ein, nahm Erfurt
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weg, von da ging er in Franken, nahm Königshofen, Schweinfurt und Würzburg weg. Tilly suchte die Seite gegen Rothenburg an der Tauber des Kaisers und bayerische Land zu bedecken, der König bemächtigte sich ganz des Bistums Würzburg, wendete sich gegen den Rhein, überrumpelte Hanau und Frankfurt, machte sich Meister von dem Rinkau, ging bei Stockstadt über den Rhein, allwo er die Spanier, so das Übersetzen verhindern wollte, in die Flucht schlug, hernach folgte Mainz und die Schweden eroberten alles bis an Koblenz und die Mosel, es kam auf Speyer, Landau, Weißenburg und Mannheim in des Königs Gewalt und nachmals Rostock und Wismar nach deren Besiegung die Kaiserlichen von der Ostsee wieder abgetrieben waren, Kursachsen brach in Böhmen ein, hernach ging der König wieder in
657 Franken den Tilly aufzusuchen, der aber nicht Stand hielt, sondern dem Bayerlande sich zuwendete, der König eilte solchem nach, eroberte Donauwörth und alle Plätze auf beiden Seiten der Donau bis Ulm, folgends kam der König an den Lech, da Tilly auf der anderen Seite sein Lager geschlagen und ihn das Übersetzen wehren wollte, der König beschloss, den Wald davon Tilly eine dreipfündige Kugel über dem rechten Knie verletzte, dass er in wenig Tagen zu Ingolstadt daran starb, die Kaiserlichen verließen darauf ihren Posten bei Nacht und retirierten sich nach Ingolstadt und Neuburg, darauf gingen die Schweden nach Bayern, Augsburg ergab sich ohne Widerstand anno 1632 und führte der König die protestantische Religion ein, welche bisher
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abgeschafft gewesen, München trug dem König die Schlüssel entgegen, von dannen er 140 Stück aus dem Zeughaus nach Augsburg führen ließe, endlich setzte sich Gustav Adolf bei Nürnberg in ein vorteilhaftiges Lager, um die Stadt zu bedecken, welche Wallenstein seinen Soldaten zu plündern versprochen. Wallenstein ging in Meißen Kursachsen unterzudrücken, der König in Schweden eilte den notleidenden Sachsen zu Hilfe zu kommen und ging mit Herzog Bernhard nach Thüringen und Meißen sofort nach Lützen, wo es mit den Kaiserlichen den 6. Nov. 1632 zu einem Treffen kam, darinnen der tapfere König in Schweden sein Leben verloren, die Schweden aber unter Herzog Bernhards von Sachsen-Weimar Anführung über
659 die Kaiserlichen obsiegten und diese ihnen das Feld räumen mussten, auf beiden Seiten blieben 9.000 Mann tot auf der Wahlstatt liegen. Wallenstein soll sich in ein Gemach eingeschlossen und Gott eine ganze Stunde geflucht haben, dass nicht ihm, sondern den Schweden die Victorie zugewandt. Dieses ist, was der berühmte schwedische König Gustav Adolph in Deutschland zu Aufrechterhaltung der evangelischen Religion verrichtet, bei dem wir noch etwas stehen bleiben, die Continuation derer in dem 30jährigen Krieg sich hier ereigneten Begebnissen pag. ... anführen wollen. Ehe wir aber darinne weiter gehen, vorher von dem Türkenkrieg melden, der währender Reformations-
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zeit in Ungarn geführt worden, welcher Karl V. und Ferdinand I. verhindert, dass dieselbe ihre Macht zum Untergang der Protestanten nicht anwenden können, wie sie etwa gerne gewollt und außer der Hinderung, wo Gott nicht auf seiten der Protestanten mit im Spiel gewesen, mit der schweren Hand würden ausgeführt haben.

Erstellt: 22.10.2005 durch Hans Ebert

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