Band 5
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Haus Nummer 9

Ansicht des Hauses 1997 von Süden                                                 Foto: Hans Ebert 1997

Beschreibung und Lage des Anwesens (siehe unten)
Gebäude
Hausname
Die Besitzer des Anwesens
Auszüge aus Archivalien über dieses Anwesen

Beschreibung und Lage des Anwesens:

Das Anwesen liegt in der Mitte des Ortes in der Vergabelung der Straßen nach Rißmannschallbach und Steinbach. Noch 1833 liegt es an allen Seiten von Gemeindegrund umgeben. Die starke Quelle, die für den ganzen Ort eine große Bedeutung in der Wasserversorgung hatte, liegt ebenfalls auf diesem Platz. Die Lage der Feldgrundstücke sowie die alten Zehentverhältnisse deuten darauf hin, daß dieses Anwesen zum Bestand des Urhofes (Haus Nr. 10) gehört hat. Es erscheint im 15. Jahrh. als zehentbar. Dieser Zehent wurde mit dem von Haus Nr. 10 als „Schweizer Zehnten" bezeichnet. Das in der Urkunde von 1439 genannte „Söldengut" 100 ist dieses Anwesen. Zum Bau der ersten katholischen Kirche in Feuchtwangen, 1863 bis 1866, wurden bei Tauberschallbach Steine gebrochen. Nach mündlicher Überlieferung hatte der Besitzer dieses Anwesens die Arbeiter mit Getränken versorgt. Als erster Gastwirt ist Johann Wilhelm Schell nachgewiesen.


Gebäude:

Das heutige Gasthaus mit einem Saal für Versammlungen und Tanzveranstaltungen wurde im Jahr 1913 neben der bereits vorhandenen Scheune durch Leonhard Friedrich Schorr erbaut. Der Vorgängerbau, ein Erkerhaus, mußte dem Neubau damals weichen. Eine Saalerweiterung erfolgte 1964. Seit 1989 ist in den ehemaligen Stallungen das Architekturbüro des Karl Engelhardt jun. untergebracht.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden neben dem normalen Gastwirtschaftsbetrieb zu Lichtmeß, zur Kirchweih (zwei Wochen nach Pfingsten), am 26. Dezember sowie zum Ende der Dreschzeit ein Tanz gehalten. Besonders nach der Erweiterung des Saales durch Karl Engelhardt im Jahr 1964 wurden alle 3 bis 4 Wochen Tanzveranstaltungen gehalten, zu denen nicht selten 300 Personen erschienen sind.


Ein Hausname ist nicht überliefert

Die Besitzer des Anwesens:
aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa 
(1428)
Seitzlein wird als Besitzer in der Kaufurkunde von 1428 genannt. 101 Der Bürger Johannes Könlein in Feuchtwangen verkauft aus Not und wegen der „Schatzsteuer", welche man zu dieser Zeit dem Landesherrn geben mußte, sein vogtbares Gut zu Tauberschallbach gelegen, mit allen Zugehörungen für 21 1/2 Gulden an Ulrich Ruthart, Pfarrer zu Feuchtwangen und Friedrich Ipphofer, Vikarier daselbst. Der in der Urkunde von 1439 genannte „Sis Engelhart" ist wahrscheinlich identisch mit dem in der in der Urkunde von 1428 genannten „Seitzlein". Noch 1460 wird bei der Aufzählung im Zehentregister der Name „Seitzlein" genannt. 
(1439)
Flaischman Jörge, des Sis Engelharts Schwiegersohn, besitzt der Urkunde von 1439 zufolge das Anwesen (siehe Anm. 101). 
(1474)
Greben Hans wird in den Rechnungen des Stiftsamtes über die Ablieferung der Hühner der Jahre 1474 bis 1477 genannt.. 
(1563)
Schuelein Michel wird im Salbuch von 1563 genannt. Er ist der Sohn des Matthes Schuelein in Mögersbronn und heiratet am 9.5.1564 Barbara, die Tochter des Michel Prög in Weikersdorf. 
1563
Herbst Hans wird als Besitzer im Gültbuch von 1565 genannt. 102 Er ist der Sohn des Lienhart Herbst in Zumberg und heiratet am 3.10.1563 Barbara, die Witwe des Vorgängers Michel Schuelein. 
(1570)
Ströhlein Lienhard wird als Besitzer im Gültbuch von 1571 genannt. 103 Er heiratet als Witwer 1564 Margaretha Babel, die Witwe des Six Babel aus Herrnschallbach. 
(1571)
Buckel Hans wird im Gültbuch von 1571 als Nachfolger von Lienhard Ströhlein angegeben. 
(1581)
Hauf Asmus wird im Gültbuch von 1571 als Nachfolger von Hans Buckel angegeben und ist am 19.7.1590 gestorben. 104
(1600)
Bachert Michael wird bereits in der Rechnung der Vikarie Praemissaria von 1565 als Besitzfolger erwähnt 105 und ist 1611 verstorben. Dessen Witwe Katharina heiratet am 18.5.1613 Endres Schmück aus Rißmannschallbach. Endres Schmück stirbt hier am 23.11.1627 im Alter von 70 Jahren. 
1629
Wagner Hans ist der Sohn des Leonhard Wagner in Tauberschallbach (Haus Nr. 2) und heiratet am 6.5.1628 Anna Strauß, die Tochter des Georg Strauß in Steinbach. Hans Wagner ist am 21.12.1635 im Alter von 38 Jahren gestorben, Anna Wagner am 22.1.1638 im Alter von nur 30 Jahren. 
1641
Wagner Barthel ist der Bruder des Vorbesitzers. Nachdem das Anwesen Nr. 2 um 1634 verödet ist und der Bruder Hans Wagner kurz darauf stirbt, wird Barthel Wagner wohl in das Anwesen Nr. 9 umgezogen sein. Barthel Wagner wird in diesem, während des 30jährigen Kriegen halbwegs intakt gebliebenen, Anwesen gewohnt und auch das um 1645 abgebrannte Anwesen Nr. 2 bewirtschaftet haben. Lediglich im Partikular des Jahres 1650 wird sein Anwesen als „öd" bezeichnet. 
1671
Siebenhorn Peter ist der Sohn des Adam Siebenhorn, Köbler in Tauberschallbach (Haus Nr. 5). Er heiratet am 18.7.1671 Elisabetha Kalb, eine geborene Binder aus Zumberg, die Witwe des Caspar Kalb, Bauer in Wüstenweiler (Haus Nr. 2). 
1672
Frank Achatius übernimmt das Anwesen von Martin Hübsch, der es erst im selben Jahr übernommen hatte. Margaretha, die Ehefrau des Achatius Frank, stirbt am 11.3.1709 im Alter von 58 Jahren, der Ehemann am 28.1.1725 im Alter von 76 Jahren. 
1713
Probst Andreas ist der Sohn des Stephan Probst, Bauer in Neuses bei Lehengütingen. Er heiratet in erster Ehe am 25.4.1713 Maria (oder Margaretha ?) Frank, die Tochter des Vorgängers Achatius Frank. Sie ist  am 24.12.1687 geboren. Am 27.9.1724 ist sie im Alter von 37 Jahren verstorben. Andreas Probst heiratet in zweiter Ehe am 30.1.1725 Maria Arold, die Tochter des Halbbauern Georg Arold aus Tauberschallbach (Haus Nr. 2). Sie ist am 22.1.1703 hier geboren und am 24.1.1743 im Alter von 40 Jahren gestorben. Die dritte Ehefrau Anna Barbara ist am 5.12.1763 im Alter von 45 Jahren verstorben. 
4.8.1759
Treu Johann Lorenz ist am 23.2.1712 in Mögersbronn als Sohn des Köblers Hans Lorenz und dessen Ehefrau Margaretha Treu geboren. Er übernimmt das Anwesen um einen Anschlag von 850 Gulden und heiratet am 20.8.1743 Maria Barbara Probst, geboren am 14.3.1714 als Tochter des Vorgängers Andreas Probst. Am 27.2.1776 ist sie im Alter von 63 Jahren verstorben, ihr Ehemann bereits am 8.1.1768 im Alter von 56 Jahren. 
2.12.1776
Ebert Johann Georg ist der Sohn des Bauern Georg Joseph Ebert in Steinberg in der Brunst und ist dort am 20.5.1738 geboren. Er heiratet am 7.1.1777 Anna Barbara, die Tochter des Vorgängers Johann Lorenz Treu. Johann Georg Ebert ist in große wirtschaftliche Schwierigkeiten gekommen, mehrere Pfandbriefe zeugen hiervon. 106 Am 2.10.1799 wird das Anwesen schließlich an den Juden Jakob Süßmann in Leutershausen um 4800 Gulden einschließlich Dreingaben verkauft. 
5.9.1800
Kerrlein Friedrich kauft das Anwesen um 1300 Gulden. Nach der Übernahme des Anwesens durch den Sohn ist er nach Dietenbronn gezogen und 1823 verstorben. 
5.9.1811
Kerrlein Johann Georg ist der Sohn des Vorgängers Friedrich Kerrlein und übernimmt das Anwesen um 1125 Gulden. Er heiratet 1809 Anna Margaretha, die Witwe des Johann Georg Treu, Schullehrer in Krapfenau. Zwei Hypothekenbriefe aus dem Jahr 1826 lassen vermuten, daß auch dieser Besitzer wieder wirtschaftlich in Schwierigkeiten gekommen ist. Am 7.12.1850 ist die Ehefrau im Alter von 80 Jahren hier verstorben. 
17.5.1845
Rammler Georg Matthias hat dem Anwesen mehrere Grundstücke abgetrennt und verkauft. 
26.6.1850
Kerrlein Maria und  Maria Christina 
2.2.1859
Schell Johann Wilhelm ist am 7.1.1829 in Aichenzell geboren. Er ist der Sohn des Johann Leonhard Schell und dessen Ehefrau Eva Margaretha, geb. Hüttner, in Aichenzell. Er heiratet am 21.5.1859 Eva Karolina, die Tochter des Georg Michael Steinacker in Lehengütingen und dessen Ehefrau Eva Margaretha geb. Belzner. Sie wurde am 11.8.1833 in Lehengütingen geboren. Johann Wilhelm Schell ist der erste Gastwirt auf diesem Anwesen und ist am 12.8.1870 im Alter von 41 Jahren gestorben. 
10.9.1870
Seng Johann Leonhard ist der Sohn des Georg Michael Seng in Larrieden und wurde am 5.6.1819 geboren. Er heiratet am 30.1.1871 Eva Karolina, die Witwe des Vorgängers Johann Wilhelm Schell und ist nun Gastwirt. Am  4.10.1878 ist er im Alter von 59 Jahren gestorben, die Ehefrau Eva Karolina am 30.12.1906 im Alter von 73 Jahren. 
19.11.1880
Schorr Johann Leonhard, Gastwirt, ist am 23.5.1849 in Kaierberg geboren. Er ist der Sohn des Schuhmachermeisters Johann Georg Schorr und dessen Ehefrau Anna Maria, geborene Müller, wohnhaft zu Dentlein. Am 2.1.1881 heiratet er Karolina Wilhelmina Schell, die Tochter des Vorgängers Johann Leonhard Schell. Sie ist am 4.12.1857 in Lehengütingen geboren. Am 4.10.1903 ist sie im Alter von 45 Jahren verstorben. Der Ehemann Johann Leonhard Schorr stirbt am 13.12.1937 im Alter von 88 Jahren in dem inzwischen von Karl Engelhardt gekauften Anwesen. 107
22.4.1903
Schorr Leonhard Friedrich, Gastwirt, ist der Sohn des Vorgängers Johann Leonhard Schorr und am 10.11.1878 geboren. Er heiratet am 5.4.1903 Margaretha Wilhelmina Emmert, die Tochter des Bauern Johann Georg Emmert in Winterhalten und dessen erster Ehefrau Eva Rosina, geborene Neuberger. Sie ist am 30.4.1877 in Herrnschallbach geboren. 1931 kauft die Familie Schorr das Brechhaus und baut dort ein neues Wohnhaus, dem die Hausnummer 7 zugeteilt wird (siehe dort). 
29.5.1933
Engelhardt Karl, bisher Bauer aus Oberhard, ist am 23.6.1898 geboren. Er ist der Sohn des Bauern Friedrich Engelhardt und dessen Ehefrau Karoline, geborene Dietrich. Die Hochzeit ist im Jahr 1922 in Segringen mit Wilhelmina Hiller, geboren am 7.9.1901. Sie ist die Tochter des Georg Wilhelm Hiller und dessen erster Ehefrau Friederike Wilhelmina, geborene Kohn in Tauberschallbach (Haus Nr. 1). Wilhelmina Engelhardt ist am 6.6.1970 gestorben, ihr Ehemann Karl Engelhardt am 24.6.1973. 
5.5.1960
Engelhardt Karl ist Gastwirt und Viehhändler und 1930 in Oberhard als Sohn des Vorbesitzers Karl Engelhardt geboren. Er heiratet 1960 Luise Heck aus Zumhaus, geboren 1935. 
1.1.1996
Engelhardt Karl ist freier Architekt und Sohn des Vorbesitzers, geb. 1960. 

100) Ein Söldengut bestand lediglich aus einem Haus mit Garten.
101) Staatsarchiv Nürnberg: Repertorium 159 Urkunden Stift Feuchtwangen Nr. 636; Stadtarchiv Feuchtwangen: Archivbücherei I 89. Urkundenregesten von Friedrich Schnurrer. In dieser Regeste ist angeführt, daß als Rückvermerk auf der Urkunde steht: „super bono in Tawberschalbach primissarie chori F.". Aus dieser Notiz geht eindeutig hervor, daß diese Urkunde das Anwesen, welches zur Vikarie „Praemissaria" gehört, betrifft.
102) In den Feuchtwanger Taufbüchern werden 1565 und 1569 zwei seiner Kinder getauft.
103) In den Jahren von 1570 bis 1576 läßt er seine 4 Kinder taufen.
104) Sein Sohn namens Adam wird 1581 getauft.
105) In den Jahren von 1600 bis 1612 läßt er seine 6 Kinder taufen.
106) Staatsarchiv Nürnberg: Kataster-Select Vorderbreitenthann Nr. 1 - 3.
107) Nach dem Tode von Leonhard Schorr wurde letztmalig die sog. Totenwache gehalten: Junge, unverheiratete Burschen aus dem Ort hielten sich die beiden Nächte vom Tod bis zur Beerdigung beim Toten auf.

Erstellt: 8.3.1998 - letzte Änderung am 5.2.2000 durch Hans Ebert
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