Wilhelm Funk - Feuchtwangen - Werden und Wachsen einer fränkischen Stadt
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Über fränkische Königshöfe

Die sog. Königshöfe, auf die sich die Verwaltung des fränkischen Großreiches stützte, waren landwirtschaftliche Domänengüter, die dem fränkischen König gehörten. Ein solches Gut bestand aus einem großen, festen Haus und dem zugehörigen Wirtschaftshof mit Wohnhäusern für das Gesinde, mit Stallungen, Scheuern, Speicher, Backhaus usw. Da alle landwirtschaftlichen Güter vom lebensnotwendigen Wasser abhängig sind, muß man auch die Königshöfe in der Nähe von Quellen oder Bächen suchen, jedenfalls in der Regel im Tal.

Ein Königshof, dem ein königlicher Verwalter, ein Maier, vorstand , war der Verwaltungsmittelpunkt für das zu ihm gehörige Umland, die Krondomäne, auch fiscus oder centena genannt. Hier beim Königshof tagte das Gericht, hier ist auch der Mittelpunkt des kirchlichen Lebens zu suchen. So stand dicht am Königshof oder auch einige hundert Meter entfernt die Pfarrkirche, die zumeist dem Hl. Martin als Schutzpatron des Königshauses und des Reiches geweiht war. Als Pfarrkirche hatte sie vor allem das Tauf- und Begräbnisrecht.

Da sich an den Gerichts- und kirchlichen Festtagen meist ein interner Handel abwickelte, bildete ein Königshof auch einen Ort für den Markt. Dieses Marktrecht wirkte später weiter, wenn neben dem Hof ein Marktflecken oder eine Stadt gegründet wurde.

Vom Königshof aus wurde auch das umliegende Kronland systematisch besiedelt, indem etwa der zugehörige Königsforst gerodet und mit Höfen oder kleinen weilerartigen Siedlungen aufgeschlossen wurde.

Als Verwaltungsmittelpunkte lagen die Königshöfe in der Regel an einer wichtigen Straße und zwar in Abständen von einer halben oder ganzen Tagesreise. Im Haupthaus des Hofes fand nämlich der durchreisende König, der bis zu den späten Karolingern noch keine feste Residenz hatte, ein ständig bereites Absteigequartier. Sein Gefolge, aber auch durchziehende Truppenteile schlugen ihre Zelte in dem bei fast jedem Königshof befindlichen Garten auf, der darum auch "Heriberga" hieß, d. h., der Ort, wo sich das Heer bergen konnte.

Als Rastquartier für den König wie für die Truppe, aber auch als Straßensicherung war der Königshof nach damaliger Weise befestigt, mit Wall und Graben, Palisaden, Flechtzaun oder Rosenhecke. Das war der sog. tunimus oder Hofzaun. In diesen führten zumeist zwei, etwa drei Meter breite Tore. Die Heriberga war häufig einfacher als der eigentliche Hof geschätzt.

Der Grundriß der bisher aufgedeckten Königshöfe ist zwar sehr mannigfaltig, bildet zumeist aber ein Rechteck von etwa 50 m Breite und 100 m Länge. Nach alledem glich die Anlage eines Königshofes ,ungefähr einer mittelalterlichen Wasserburg mit einer Vorburg daran. Diese Wasserburgen haben sich schließlich auch aus den fränkischen Königshöfen und den ähnlichen Adelshöfen entwickelt.
Als Straßensicherungen lagen die Königshöfe zumeist an wichtigen Geländeabschnitten, wie Flußübergängen, Paßhöhen und Talmündungen.

Die frühesten Königshöfe in unserem Frankenland wurden im 6. Jahrhundert errichtet, als die Franken vom Rhein her in unsere Heimat zogen. je weiter die Franken die Grenzen ihres Reiches hinausrückten, desto mehr verloren die Königshöfe in dem nun fränkisch besiedelten Inland ihre Bedeutung als feste Plätze. Deshalb konnte der König viele von ihnen zur Ausstattung von Bistümem oder an verdiente Leute seines Gefolges verschenken. Manche stiftete er zur Anlage von Klöstern. Neben vielen wurden späterhin Märkte oder Städte gegründet.


Erstellt am 25.3.1999 durch Hans Ebert
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