Friedrich Jacobi - Geschichte der Stadt ... 
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Zweite Periode.

Feuchtwangen unter Burggräflich Nürnbergischer und Markgräflich Ansbachischer Landeshoheit.
1376 - 1791.

I. Abschnitt.

Verpfändung und Niederbrennung der Stadt.

1376 - 1388.

Feuchtwangen fügte sich bald in die neue Verfassung, und hatte auch Ursache, mit dem erhaltenen Regenten zufrieden zu seyn, weil der Burggraf von Nürnberg mit Kraft und Gerechtigkeit Wohlwollen und Milde verband, und das Wohl der Stadt auf jegliche Weise zu fördern bemüht war. Aber so glücklich sie sich auch fühlte, so war sie doch darauf bedacht, sich aus der Pfandschaft zu lösen, und, wie die Nachbarstädte Dinkelsbühl, Nördlingen, Weißenburg und Windsheim, welche theils an die Grafen von Oettingen und Burggrafen von Nürnberg, theils an die Bischöfe von Eichstädt und Würzburg verpfändet waren, durch eigene Abtragung des Pfandschillings sich die alte Reichsunmittelbarkeit wieder zu erwerben. Allein ein zweites großes Unglück machte die Ausführung dieses Vorhabens unmöglich.

Die alten Streitigkeiten und Kriege zwischen Fürsten und Städten waren unter der schwachen Regierung Kaisers Wenzel mit erneuter Kraft ausgebrochen, und die Fürsten sahen sich um so mehr genöthigt, durch Bündnisse und Rittergesellschaften zu einem kräftigen Wiederstande zusammenzutreten, je mehr sich der schwäbische Bund vergrösserte, und durch den Sieg der mit ihm verbrüderten Schweizerischen Eidgenossen bei Sempach, sich zu gesteigerten Ansprüchen ermuthigt sah. Deßhalb rüstete auch der Burggraf von Nürnberg ein Heer aus; und da Feuchtwangen, in Folge der Verpfändung an ihn, dem schwäbischen Städtebunde hatte entsagen müssen, so sandte es, der ergangenen Aufforderung getreu, seine Mannen dem neuen Regenten. Dieß benützte die Nebenbuhlerin Dinkelsbühl, um Feuchtwangen zum zweiten Male zu Grunde zu richten.

Es war am Tage der Geburg Mariä im Jahre 1388, als plötzlich ein Kriegsheer des schwäbischen Bundes mit der ganzen waffenfähigen Mannschaft von Dinkelsbühl vor den Mauern der Stadt erschien, und alsobald Sturm lief. Die Bewohner von Feuchtwangen, obwohl von Truppen entblößt, mehrten sich verzweifelt, und schlugen den Angriff mehrmals zurück; aber endlich gelang es dem Feinde, die Stadt in Brand zu stecken, und die Flamme griff mit solcher Heftigkeit um sich, daß am andern Morgen von der ganzen Stadt, ausser den Kirchen, nur noch 3 Häuser standen. Wer beschreibt die Noth der unglücklichen Einwohner? Die Meisten fielen unter den Schwertern und Kolben der Feinde; Viele verbrannten in ihren Häusern, oder wurden von dem zusammenstürzenden Gebälke erschlagen, und vom Rauche erstickt; Wenige entkamen dem Tode, und trennten sich mit Händeringen von den halbverbrannten Leichnamen der Ihringen und dem Rest ihrer Habe.

Erst als die Asche verglommen, und der plündernde Feind abgezogen war, kehrten die Bewohner in die verödete Brandstätte zurück; aber Viele suchten sie nicht wieder, sondern wählten einen friedlicheren Wohnplatz für ihr stilles Gewerbe. Auch der Getraidhandel nahm eine andere Richtung; es hoben sich die Märkte von Dinkelsbühl und Nördlingen, und das arme Feuchtwangen stand kaum mehr auf von seinem Falle (43).


43. Post festum Nativitatis Mariae destructum et combustum est oppidum Feuchtwang per Zeapolitanos vicinos, ut praeter templa in toto oppido tres saltem aedicula salva permanserint. S. Annales Coleri MS. s. a. 1388. In dem Gedenkbuch des Stadtschreibers Jodocus Scholl vom Jahr 1529 heißt es ebenfalls, obwohl in schlechtem Latein: Anno Domini millesimo tricentesimo cotingesimo octavo destructum et combustuni est oppidum Feuchtwang per Iucolas Dünkelspuhlenses post festum nativitatis Mariae virginis, ita quod taptum tres domos remanserunt in toto oppido.
Erstellt am 27.3.1999 durch Hans Ebert; letzte Änderung am 16.1.2003
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