Friedrich Jacobi - Geschichte der Stadt ... 
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Vierte Periode.

Feuchtwangen unter Königlich Bayerischer Landeshoheit.

I. Abschnitt.

Äußeres Leben der Stadt.
1806 - 1833.

In Ansbach begieng man eben die Todtenfeier zum Andenken des ehemaligen Landesherrn und Markgrafen Christian Friedrich Carl Alexander, der nach seiner Landesabtretung in England gelebt hatte, und am 5ten Januar 1806 zu Benham in der Grafschaft Yorkshire gestorben war, als Eilboten den Anmarsch des französischen Marschalls Bernadotte verkündeten, der von Napoleon beautragt war, das Fürstenthum Ansbach mit 30000 Mann für Bayern in Besitz zu nehmen. Bernadotte selbst hielt am 24ten Februar seinen Einzug im fürstlichen Schloß zu Ansbach, und sandte zwei Tage darauf das vier und sechzigste Regiment nach Feuchtwangen, das acht Monat lang daselbst liegen blieb, während Mortier mit seinem Heere in das Würtembergische zog.

Am 4ten März 1806 wurde das letzte preußische Hofrescript den geistlichen und weltlichen Beamten in Feuchtwangen bekannt gemacht, das die Beruhigung enthielt, "daß nach eingetretenen Umständen die Abtretung der Provinz Ansbach an die Krone Bayern unvermeidlich geworden sey, wenn größere Übel sowohl für den Staat, als für die Provinzen insbesondere verhütet werden sollten;" und so schwuren Jene, des Eides gegen Preußen entbunden, am 10ten Juni dem König Maximilian Joseph von Bayern den Eid der Treue, und überzeugten sich bald, daß dieser Regentenwechsel das Ansbacher Land wunderbar von den Schrecknissen des Krieges befreite, welche die übrigen Gebiete des preußischen Staates verheerten, zu dessen Erschütterungen auch das vier und sechzigste Regiment nach acht monatlicher, furchtbar drückender Verpflegung am 28ten September 1806 von Feuchtwangen aufgebrochen war.

Die Gefühle, welche die Ereignisse des französisch-preußischen Krieges in den Herzen der Feuchtwanger erzeugten, hat der Geschichtsschreiber ihrer Stadt nicht zu schildern nöthig, da sie die gemeinsamen Aller waren, die über die Zerrissenheit des teutschen Vaterlandes trauerten; aber das muß er erwähnen, daß Wenige an der künftigen Rache und desto größern Erhebung Preußens zweifelten.

Die Tapferkeit, mit welcher die bayrischen Truppen unter ihrem damaligen Kronprinzen Ludwig besonders bei der Eroberung der schleßischen Festungen fochten, die Milde und wohlwollende Sorgfalt des guten Königs Maximilian, die tiefe Staatsklugheit des großen Montgelas und die Menschenfreundlichkeit der Regierungsbeamten des Kreises trugen viel dazu bei, die Herzen der Ansbacher dem neuen Herrscherstamme mit jener Liebe zuzuwenden, deren Innigkeit kein Grund zu einem Tadel sein wird; und die Geduld, mit der die Bewohner des ehemaligen Fürstenthums den druck der Zeit ertrugen, der unbedingte Gehorsam, mit dem sie sich jeder Staatsmaßregel fügten, und die freudige Ergebung, mit der sie bei Abensberg und Eckmühl, bei Schwatz und an der Laditscher Brücke, bei Brixen und am Isel für Bayerns Ruhm und Bayerns Wohl bluteten, hat mit Thaten, die der Griffel der Geschichte ergreift, bewiesen, daß der Name Wittelsbach auch diesseits der Donau mit Ehrfurcht und Liebe genannt, bewahrt und gefeiert wird.

Als im Jahre 1812 General-Marsch durch ganz Europa geschlagen wurde, zogen die Feuchtwanger muthig unter ihren Regimentern nach Rußland, und schlugen sich tapfer bei Polozk und Smolensk. Doch mit Begeisterung fochten sie, als nach dem Rieder-Vertrag die Waffen gegen Frankreich gewendet wurden, und Hanau kennt den Heldenmuth der Bayern und eines jeden der drei Stämme, aus denen sie bestehen: der Boiern, der Franken und der Schwaben. Auf diesem Zuge der vereinigten östreichisch-bayrischen Armee, welche unter dem Befehl des von der Weltbeschauung zur That hervorgetretenen Kronprinzen Ludwig von Bayern und des berühmten Generals Fürsten von Wrede, 40.000 Mann stark, vom Inn dem untern Maine zu marschirte, kam ein großer Theil des Heeres durch Feuchtwangen, und mit ihm Prinz Carl von Bayern, der im Schnetterischen Hause übernachtete.

Im Januar 1814 zogen russische Truppen von verschiedenen Waffengattungen durch, besonders schöne Dragoner, denen man die Ausbrüche ihrer Rohheit verzieh, weil sie Mitarbeiter waren an der Eroberung der europäischen Freiheit. Der Einzug der Aliirten in Paris und der daselbst geschlossene Friede ward in Feuchtwangen mit Jubel vernommen; und am 18ten October 1814 loderten die Freudenfeuer zum Andenken der Leipziger Schlacht auch auf den Höhen der Sulzach himmelan. Um so entflammter zog man auch im Jahr 1815 zum zweiten Mal gegen Frankreich, als Napoleon von Elba aus in Frejus gelandet hatte, und über Grenoble auf Paris losgieng; und so drückend auch für Feuchtwangen die Durchmärsche zweier östreichischer Armeekorps waren, so gern ertrugen sie die Bürger, weil der Fall des großen Kaisers bei Belle Alliance und seine Verbannung nach Helena den feuerbringenden Prometheus auf immer an den Felsen schmiedete. Zuletzt kamen, nach dem zweiten Pariser Frieden, noch einige bayrische Chevaulegers-Regimenter auf ihrem Rückmarsch aus Frankreich, unter dem Commando des Generals Habermann und des Obristen von Zandt, durch Feuchtwangen.

So legte sich allmählich der Sturm, welcher ein Vierteljahrhundert Europa erschütterte und umgestaltet hatte, und bei der Völkerruhe, welche darauf folgte, konnte auch das kleine Feuchtwangen sein inneres Leben wieder entfalten, und um so schöner, weil sein guter König Maximilian, der mit segnender Hand die Palme des Friedens über sein Reich hielt, an seinem Geburtstage im Jahre 1818 dem Volke die Verfassung gab, zu deren Ertheilung ihn sein Herz und der 13te Artikel der Bundesacte des Wiener Congresses verpflichteten.

Um so größer war aber auch der Schmerz, als der Tod im Jahre 1825, nach dem mit höchster Freude gefeierten Regentenjubiläum, den geliebten König aus der Mitte seines Volkes riß, und dieß gerade in der Nacht vom 12ten auf den 13ten October, in welcher die Feuchtwanger Thron- und Volksfreunde bei der, zur Feier seines Geburtstages veranstalteten, sehr geschmackvollen Beleuchtung noch jubelnd auf das Wohl des guten Max die Gläser leerten, und sein Herz, wie seine Einsicht rühmten, die ihn durch eine gewisse Unmittelbarkeit der Erkenntniß stets das Wahre, Zweckgemäße und Heilvolle finden ließ.

Noch in demselben Monat kam der Thronfolger Ludwig I. durch Feuchtwangen und zwar von Brückenau aus, wo er den Wissenschaften, den Künsten, der Weltbeschauung und sich selbst gelebt hatte,. Er brachte als König große Regsamkeit in die Reichsverwaltung, zweckmäßige Sparsamkeit in den Staatshaushalt, öffentliches Vertrauen in die Landespapiere, freieren Verkehr in den Handel, neuen Schwung in die Gewerbe und Fabriken, größere Bedeutung in die Schulen und Bildungsanstalten, steigenden Ruhm in Künste und Wissenschaften; so daß schon das erste Fünftheil seiner Zepterführung für ihn hinreichend war, seinen Namen glänzend in die Marmortafeln der Geschichte einzugraben. Sein Werk ist es auch, daß der im Jahr 1808 von der Regierung gefaßte Entschluß, an die Stelle des bisherigen Steuerprovisoriums ein Definitivum treten zu lassen, mehr und mehr zur Ausführung gebracht wird, und daß zu diesem Ende auch in dem Amtsbezirke Feuchtwangen im Jahr 1826 die Landesvermessung unter der Leitung des Steuerrathes Lämmle begonnen, und durch den Trigonometer Zobel, die Obergeometer Kögl und Schneid, die Vermessungsrevisoren Asimont und Auer und mehrere Geometer, besonders Arnold, Muckenschnabel und Danngriß auf eine vorzügliche Weise ausgeführt wurde.

Auch ist König Ludwig eifrig bemüht, die Zehnten und andere Grundlasten fixiren und ablösen zu lassen, weil sie den Ackerbau hemmen, und bei aller Gerechtigkeit und Nachsicht doch den Schatten der Ungerechtigkeit und des drückenden Feudalismus auf die Besteuerung werfen. Und da diese Zehntfixation in Feuchtwangen zu den schwierigsten im Reiche gehörte, wegen der vielen Rechte und Besitze, welche von dem ehemaligen Stift an den Staat übergegangen waren: so wurde der Rentamtmann Fischer daselbst von Sr. Majestät dem Könige mit der silbernen Civil-Verdienst-Medaille beehrt und belohnt.

Am 28ten December 1828 zog das königliche Paar selbst durch Feuchtwangen, und man kann jene ganze Reise wohn einen Triumphzug nennen. Vor der Stadt Feuchtwangen, in der Nähe des Schulgartens, war ein prachtvoller Ehrenbogen errichtet, auf dessen Gipfel sechzehn aus der Kreishauptstadt herbeigeholte Musiker standen, die den König mit Trompeten und Pauken empfiengen. Ausserhalb des Bogens standen die weltlichen Behörden, und ließen ein, von Pfarrer Glandorff verfertigtes teutsches Gedicht überreichen, innerhalb die Lherer mit einem lateinischen Gedicht, von Subrector Jacobi verfertigt. Zwischen der geschmückten Jugend, die Blumengewinde an blau und weiß gefärbten Stäben schwang, zogen die Wagen der Stadt zu, wo an der Post die Geistlichkeit stand, und hrei Huldigung darbrachte, und dann gieng der königliche Zug, von einer wohlberittenen Landwehrabtheilung begleitet, theilweise durch Laubbögen nach Schopfloch, wo an der Gränze des Gerichtsbezirks eine zweite Ehrenpforte errichtet war, bei welcher im Namen der Landgemeinden das dritte, von Camerar Hoffmann in Mosbach verfertigte Gedicht überreicht wurde.

Als man im Jahre 1830 die Landräthe im Königreich einführte, wurde der Gemeindevorstand und Posthalter Schäfer von Feuchtwangen zum Mitglied desselben gewählt, und wohnte den ersten Sitzungen des Landrathes für den Retzatkreis in Ansbach bei, so wie derselbe auch im nächsten Jahre als Abgeordneter zu dem Landtag gewählt wurde. Im Jahre 1832 begann in Feuchtwangen die Bonitierung oder Klassenschätzung des Landes auf den Grund des allgemeinen Steuergesetzes vom 15ten August 1828, und zwar unter der Leitung des Steuer-Assessors Zobel durch die Obertaxatoren Sailer und Meckendorfer, so wie durch die Geometer Grün und Kleinkönig und die aus den umliegenden Ortschaften gewählten Taxatoren: Möbus von Banzenweiler, Präger von Rödenweiler, Dennert von Breitenau, Lehr von Reichenbach, Hörner von Eschbach, Kratzer von Wieseth, Rühl von Dorfgütignen, Fuchs von Weinberg und Körber von Sulz. Gleichzeitig mit der Bonitierung wurde auch die Liquidation der Besitzungen und aller hierauf ruhenden Lasten, unter der Leitung der beiden Ober-Commissäre Steuerrath Grünberger und Assessor Grünberger, von dem erfahrnen und gewandten Liquidations-Commissär Auer, dem Liquidations-Geometer Freiberg und den Actuaren Bachmaier, Oberneder, Baumeister unf Hutter begonnen; und beide Unternehmungen wreden noch in diesem Jahre ihre Vollendung erreichen.

So wirkte das äußere Leben auf Feuchtwangen unter bayerischem Zepter, und man darf nur noch das innere Leben desselben betrachten, um die Überzeugung zu gewinnen, daß die Stadt ihr wahres Wohl in einem hohen Grade verkennen müßte, wenn sie sich unter solcher Regierung nicht zufrieden und glücklich fühlen sollte.


Erstellt am 27.3.1999 durch Hans Ebert
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