RAMISCH - Landkreis Feuchtwangen ...
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Feuchtwangen - Übersicht
Ehem. Stiftskirche; jetzt ev.-luth. Pfarrkirche - S. 1
 


Feuchtwangen, Kreuzgang, Westflügel

Ehemaliger romanischer Kreuzgang an der Südseite der Kirche. Von der ursprünglich vierflügeligen, annähernd quadratischen Anlage ist der Westflügel, der Nordflügel als ungedeckter Durchgang, der Südflügel verbaut und der Ostflügel als moderne Kopie erhalten. Über einer etwa vier Steinlagen hohen Sockelmauer tragen jeweils drei Säulen im Wechsel mit einem Pfeiler die Arkatur, die an der Nord- und Westseite je einmal durch einen rundbogigen Durchgang bzw. Eine rundbogige Öffnung unterbrochen wird. Die mauerstarken Pfeiler haben gegen die Arkaden zu geschrägte Sockel und allseitig ausladende, mit mehrzeiligem Schachbrettfries versehene Kämpfer. Säulchen mit attischer, alternierend mit Ecksporen versehener Basis. Würfelkapitelle mit dreifach gestuften Schilden. Die mauerbreiten, konkav eingezogenen Kämpfer enden an den Schmalseiten d. h. gegen den Gang und nach außen mit einem Rundstabstück. - Der Westflügel trägt ein Fachwerkobergeschoß (wohl aus dem 18. Jh.), dessen Balkenunterlage und Fußboden den oberen Abschluß des Ganges bilden (Handwerkerstuben des Heimatmuseums). Das Obergeschoß stößt über einem kreuzgratgewölbten Durchgang an das Seitenschiff der Stiftskirche. Der nicht gedeckte Nordflügel mündet östlich in einen überwölbten Treppendurchgang, der unter einem an die Stiftskirche stoßenden kreuzgratgewölbten Obergeschoß auf den Marktplatz führt. Die modern ergänzte Ostseite und die fast durchwegs vermauerte Südseite des ehemaligen Kreuzganges gehören zu Privathäusern.
 
Würdigung:Die kunsthistorische Bedeutung der romanischen Anlage läßt sich anhand der wenigen unberührten Teile des Westbaues und des Kreuzganges nur annähernd ermitteln. Das Bauornament ist zu vergleichen mit dem fränkischer und schwäbischer Bauten, etwa des Westturms der Georgskirche in Dinkelsbühl und der Michaelskirche in Schwäbisch Hall. Der Grundrißtyp ist nur bedingt ansprechbar. Fraglich bleibt, ob Halsbach und Heidenheim, evtl. St. Gumbert in Ansbach wirklich verwandt waren. Die Choransicht auf Siegeln des 13. Jhs. kann als Sekundärquelle berücksichtigt werden. Ein Zusammenhang mit Hirsau ist kaum wahrscheinlich, jedenfalls z. Z. nicht nachzuweisen. Der wohl gegen die Mitte des 14. Jhs. entstandene Chor mit Tellerbasen und kapitellos anlaufenden Rippen gehört zu den frühen Beispielen dieses für die Raumvorstellung der Folgezeit so wichtigen Types (vgl. den 1363 geweihten Chor der ehem. Klosterkirche in Heidenheim Lkr. Gunzenhausen).
 
Baumaterial: Chor aus sorgfältig bearbeiteten, beidseits unverputzten Sandsteinquadern. Im Inneren Spuren ehemaliger Tünchung; stellenweise aufgespitzte Steinoberflächen. Gewölbefelder verputzt. Kalksteinpaviment z. T. auf modernem Niveau. - Langhaus mit Ausnahme der Kanten, der Arkatur sowie der Tür- und Fensterrahmen verputzt. - Westbau aus gelblichen Sandsteinquadern.  Im 16. Jh. Teilweise im gleichen Material (mit Zangenlöchern) ausgebessert und ergänzt. Die modernen Veränderungen heben sich durch glatte Oberfläche und grünliches Steinmaterial ab. Portalvorhalle innen verputzt. Südturm mit modernem Ziegel-Beton-Kern. - Sakristei: aus demselben Material wie der Chor. Innen mit Ausnahme der Gewölberippen verputzt. Kreuzgang aus sorgfältig bearbeitetem Sandstein. Außenwand des Westflügels mit Brockenquadern gemauert. Nordwestliches Kreuzgratgewölbe aus verputztem Ziegelmauerwerk.
 
Bauinschrift am südwestlichen Chorstrebepfeiler mit Wappen der Herren von Ehenheim. Der fast völlig verwitterte Text lautet nach einer Kopie aus dem Jahre 1733 (NStA, Ansbacher Oberamtsakten Nr. 535) "Anno . d(omi)ni . mv . und . im ii. iar. hat der . gestren(g)/ sixt . von . ehe . nhem . zu . forennndurff . der . zeit/ . . . /hie . das . reichallmusen . zu helff . und . trost . den ./ ... /cristglaubigen . selen . angefangen . un(d) . gestifft/ ... /verschreibung . von . einem . cins/ ... /rot . dar . uber . saitende . auszgangen." Bereits in dieser Kopie fehlen die an der Ostseite des Strebepfeilers stehenden Worte am Ende jeder Zeile. Die Inschrift ist je nach der Lesart der Jahreszahl 1501 oder 1502 entstanden. Six von Ehenheim starb 1504 (vgl. Epitaph Nr. 16).
 
Wand- und Deckengemälde. 1. Im Tonnengewölbe der Portalvorhalle. Christus in der Mandorla, umgeben von vier Medaillons mit den apokalyptischen Tieren. Aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, möglicherweise retrospektiv an Buchmalereien des Hochmittelalters anknüpfend. Beim Umbau der Portalvorhalle 1913 abgenommen und 1920 wieder angebracht. Ergänzt. - 2. An der Schildwand und der südlichen Seitenwand der Portalvorhalle. Ziemlich beriebene Malerei aus dem zweiten Drittel des 15. Jahrhunderts. Restauriert wie 1. - Seitlich der Spitzbogentür sehr verblaßt ein kniender Kaiser (wohl Karl d. Große), gegenüber der hl. Christophorus. Im Bogenfeld stichbogiges Bildfeld mit dreifiguriger Kreuzigung Christi (ikonographisch interessant das Hufeisen zu Füßen Johannis). Seitlich gemalte Gitter- und Maßwerkarchitektur mit je einem Wappen. a) Über Karl d. Großen: gespaltener Schild, Schwarz-Weiß, im rechten Feld halber Adler. b) Über dem hl. Christophorus gleichartiges Wappen in Schwarz-Gelb). An der Südwand ein weiteres Wappen: Schwarzer Schild mit rotem, mit drei gelben Rosen belegtem Balken. - 3. Im Gewölbefeld des Chorschlusses erneuert aufgemaltes Wappen mit Krone und Umschrift: Arma . karoli . magni .inpieratoris . fundatoris. Huius . ecclesie . bea)t(a)e . virginis. Ursprünglich wohl spätmittelalterlich.


Erstellt am 27.3.1999 durch Hans Ebert
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