Anton Steichele - Das Bisthum Augsburg
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5. Pf. Halsbach, 619 S.
 
Patr. S. M. der König (vormals der Deutsche Orden).
Bez.-Amt Dinkelsbühel; Landg. Dinkelsbühel.
 

I. Pfarrsitz. Halsbach, D., 35 H. (nur Kleinbegüterte), 203 S., am Fuße einer bewaldeten Anhöhe, an der alten Dinkelsbühel-Nürnberger Landstrasse, mit der Aussicht in das Sulzach-Thal, 1 ½ St. nordöstlich von Dinkelsbühel.
 
II. Pfarrgeschichte. Unsere Nachrichten über das Dorf und die Pfarrei Halsbach reichen nicht über das erste Viertel des 14. Jahrhundertes zurück, wenn schon anzunehmen ist, daß diese ausgedehnte Pfarrei unter die ältesten Pfarreien der ganzen Gegend zähle. Der Ort gehörte in alter Zeit wahrscheinlich zum Gebiete der Grafen von Öttingen; auch den Kirchensatz (Patronat-Recht) besaßen die Grafen als ein dem Öttingischen Hofe Elrichsbrunn, jetzt in der wirtb. Pfarrei Geislingen im Ries, einverleibtes Recht.
 
Diesen Hof „ze Elrsprunne, den der Sâm pawet“, verkaufte am 15. Febr. 1323 Graf Ludwig der ältere von Öttingen mit Zustimmung seines Bruders Conrat, Domherrn zu Eichstätt, für sieben Hundert Pfund Heller an das Deutsche Haus zu Ellingen, wobei die beiden Brüder die Versicherung gaben, „daz der chirchensatz in der pfarr ze Halspach in die gemeinschaft der gut desselben hofes gehört vnd gehören sol mit allem rehte, eren vnd nûtz, vnd daz er also mit der vorgescribenn gemeinschaft geuallen ist an die egenanten herren ze Ellingen vnd an ir goteshûs“1). Bischof Friedrich von Augsburg bestätigte am 7. Juni 1323 dem genannten Deutschen Hause den Verkauf dieses Hofes mit dem ihm anklebenden Patronat-Rechte von Halsbach und bestimmte, daß fortan die Commenthurei Ellingen dem Vicarius von Halsbach seine congrua sustentatio ausweise2). Das Haus zu Ellingen verkaufte am 28. Febr. 1340 denselben Hof zu Alrichsprunnen mit aller Zugehör und mit dem Kirchensatze von Halspach für acht Hundert Pfund Heller an das Deutsche Haus zu Wird (Donauwörth)3). Das Patronat-Recht der Pfarrei Halsbach blieb auch fortwährend beim Deutschen Orden, und wurde seit drei Jahrhunderten vom Land-Commenthure der Ballei Franken zu Ellingen, und zwar seit Anfang des 18. Jahrhundertes Namens der Commenthurei zu Nürnberg, ausgeübt, bis gegen Ende desselben Jahrhundertes der Hoch- und Deutschmeister selbst die Präsentationen vollzog.
 
Außer dem Kirchen-Patronate brachte aber der Deutsche Orden allmälig auch viel zeitliches Gut zu Halsbach in seinen Besitz, so daß ihm in den letzten Jahrhunderten die Grundbarkeit über den halben und die niedere Gerichtsbarkeit über den ganzen Ort Halsbach zustand. Die übrige Grundbarkeit des Ortes besaß zum größern Theile die Stadt Dinkelsbühel, zu kleinern die fürstlich Öttingen-spielbergische Herrschaft Dürrwangen. Aich die landesherrliche und kriminalische Obrigkeit über ganz Halsbach im Jahre 1796 mit dem Amte Dürrwangen durch Tausch an die Krone Preußen übergingen und der Ort dem Ansbachischen Amte Wasser-Trüdingen einverleibt wurde. Im Jahre 1806 endlich fiel Halsbach mit dem Fürstenthume Ansbach an das Königreich Bayern.
 
II. Pfarrkirche. Sie steht, vom Gottesacker umgeben, ungefähr mitten im Dorfe auf einer Erhöhung, welche durch eine hohe Mauer gestützt wird, war ursprünglich dem heil. Apostel Petrus geweiht, trägt aber jetzt den Titel von St. Petrus und Paulus. Ihre Bauart ist merkwürdig; denn wir besitzen hier eine alte dreischiffige Kirche aus romanischer Zeit, ursprünglich in Basilica-Form gebaut. Das Mittelschiff und die Seitenschiffe haben ehedem ihr eigenes Dach, wie auf den Seitenböden der Kirche, wo sich nach außen auch die alten romanischen Fenster des Mittelschiffes zeigen, noch deutlich zu sehen ist; erst später wurde über die drei Schiffe das nboch vorhandene gemeinsame Dach gelegt. Die Chor-Absiden der beiden Seitenschiffe haben sich in ihrer ursprünglichen Form erhalten. Die Absis de s Haaupt-Chores aber hat nur nach innen ihre alte Gestalt bewahrt, außen ist sie überbaut und erhöht. Sechsflächige Pfleiler, drei auf jeder Seite, durch Rundbogen verbunden, trennen im Innern die Seitenschiffe vom Mittelschiffe; doch sind jetzt nur cho zwei Pfeiler auf jeder Seite sichtbar, der dritte ist eingemauert. Aus dem Chore des linken Seitenschiffes bildete man in der gothischen periode die Sakristei, wie das gothische Rippengewölbe derselben anzeigt; der Chor des rechten Seitenschiffes hat einen Altar und heißt die Maria-Hilf-Kapelkle. Im Ganzen stehen in der Kirche vier Altäre. Der Taufstein, mit gewundener Säule, das Becken außen von Laubwerk umschlungen, stammt aus sehr alter Zeit. Auch der Thurm, an den Westgieben angebaut, ist ein sehr alter und fester Bau; in seinem Achteck-Aufsatze, welcher jetzt mit einer Kuppel schließt, hängen zwei Glocken4). – Gestiftete Jahrtage 106; rentir. Vermögen: 4483 fl. Kap., 700 fl. an Realitäten, 242 fl. 23 6/8 kr. an Rechten.
 
IV. Eingepfarrte Orte. Halsbach war vor der Glaubenstrennung eine ungemein ausgedehnte Pfarrei. Einige der zugehörigen Orte erhielten sich nach jener Periode ganz oder gemischt katholisch bei der Mutterpfarrei; andere verfielen gänzlich dem Protestantismus und schloßen sich an benachbarte protestantische Pfarreien an, namentlich an die gleichfalls aus dem Pfarrsprengel von Halsbach hervorgegangenen Pfarrei Lehn-Gütingen.
 
Wir führen zuerst die auch nach der Glaubenstrennung im Pfarrverbande mit Halsbach gebliebenen Orte auf, und lassen diesen die in Folge der Protestantisirung abgetrennten folgen.
 
1. Bei der Pfarrei Halsbach blieben damals die erst in neuerer Zeit abgetrennten Orte:
 
    a. Dürrwangen, im Jahre 1833 zu einer eigenen Pfarrei erhoben; s. ob. S. 318-332.
 
    b. Groß-Orenbrunn mit Erl-Mühle und den (wahrscheinlich erst später entstandenen) Orten Klein- und Neu-Orenbrunn, im Jahre 1855 zum Pfarr-Curatie-Sprengel Groß-Orenbrunn vereinigt; s. ob. S. 404-409.
 
Gegenwärtig sind noch Zugehörungen der Pfarrei Halsbach:
 
a. Haslach, D., mit dem Dattel-Hofe, 25 H., 130 Kath. (und 85 nach Dorf-Kemnaten eingepfarrte Prot., im Jahre 1780 noch ganz katholisch), ½  St. nordöstl.
 
Haslach hatte in alter Zeit ein vom Orte bekanntes Geschlecht von niederm Adel. Haeinricus de Haselach bezeugt im Jahre 1248 die Schenkung von Gütern zu Illenswang, welche Kunrat von Siebenbrunn an Kloster Wernitz-Ahausen machte (Urk. in München), und Herr Kunrat von Haslach ist am 8. Sept. 1343 zugegen bei einer Stiftung Heinrich’s von Dürwangen an die Kapelle zu Dürwangen (R. B. 7, 378). In den letzten Jahrhunderten zählte der Ort acht Dinkelsbühlische, sechs Öttingen-Spielbergische, zwei Deutschorden’sche und zwei Weiltigisch-wirtembergische Unterthanen. Die hohe Obrigkeit war zwischen Ansbach und Öttingen strittig.
 
b. Sulzach, D. 23. H., 120 Kath. (und 28 nach Lehn-Gütingen eingepfarrte Prot.), 1 ¼ St. nördl., am Flusse Sulzach.
 
c. Hopfengarten, W., 8 H., 39 Kath. (und 16 nach Lehn-Gütingen eingepfarrte Prot.), ¾ St. nordwestl., ganz von Wald eingeschlossen.
 
d. Labertswend (Laubertswend), W., 4 H., 25 Kath. (und 17 nach Lehn-Gütingen eingepfarrte Prot.), ½ St. nördl., auf einer Anhöhe.
In Labertswend (alt Labrazwend) befanden sich zwei Öttingische, ein Deutschherrischer und ein Stadt Dinkelsbühlischer Unterthan. Die hohe Obrigkeit war Öttingisch, zum Amte Dürwangen gehörig.
 
e. Hirschbach, W., 5 H., 7 Kath. (und 15 nach Simbrunn eingepfarrte Prot.), ¼ St. nördl., in einem Thale.
Einkünfte aus Hyrspach werden am 8. Sept. 1343 von Heinrich von Dürwangen zur Kapelle in Dürwangen gestiftet (R. B. 7, 378). Hirschbach blieb beim Öttingischen Amte Dürwangen.
 
f. Karlsholz, W., 9 H., 8 Kath. (und 39 nach Simbrunn eingepfarrte Prot.), ½ St. südl.
 
g. Flinsberg (Fleinsberg), W., 8 H., 3 Kath. (und 40 nach Lehn-Gütingen eingepfarrte Prot.), 1 St. nordwestl.
 
h. Rappen-Hof, 9 Kath., ½ St. nordwestl.
 
i. Brenn-Hof, E., 2 H., 7 Kath., 1 ½ St. südl.
 
k. Loh-Mühle, 5 Kath., ¾ St. nordöstl.
 
l. Witzmanns-Mühle, W., 4 H., 3 Kath. (und 17 nach Dorf-Kemnaten eingepfarrte Prot.), an der Sulzach, ¾ St. nordöstl.
 
In der Pfarrei Halsbach sind auch die in den protestantischen Pfarreien Amelbruch und Dorf-Kemnaten wohnenden Katholiken eingepfarrt.
 
Aus der Pfarrei Amelbruch ist namentlich das Dorf Langfurt, 1 ¼ St. nordöstl. von Halsbach entlegen, erwähnenswerth, ein armer Ort, welcher aus c. 40 Häusern besteht und neben 332 Protestanten 60 Katholiken zählt.
 
2. In Folge Protestantisirung des Ansbacher Landes wurden von der alten Pfarrei Halsbach abgerissen:
 
a. Lehn-Gütingen, 131 Prot. (1 Kath.).
 
Lehn-Gütingen5) gehörte der fürstlich Ansbachischen Landeshoheit an; auch die Grundbarkeit des Ortes war größtentheils Ansbachisch. Im Pfarrverbande stand derselbe mit Halsbach. Weil aber Gütingen von Halsbach sehr entfernt liegt, genoßen die dortigen Parochianen, nebst denen zu Diekersbrunn, Hellenbach und Loh wenigstens schon seit der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts von Seite der Halsbachischen Pfarrer gegen eine Entschädigung die Nachsicht, daß sie an Sonn- und Feiertagen, die hohen Feste ausgenommen, in näher gelegene Pfarreien zur Kirche gehen, auch anderswo ihre Kinder taufen lassen durften; überdieß war herkömmlich, daß der Pfarrer diese weit entlegenen Parochianen in ihren Orten selbst Beicht hörte und ihnen die Sakramente spendete.6)
 
Wenigstens seit Mitte des 15. Jahrhunderts steht zu Lehn-Gütingen eine in der Ehre der heil. Wendelin und Sixtus erbaute Kapelle. In dieselbe stiftete in der zweiten Hälfte des genannten Jahrhunderts die Gemeinde Lehn-Gütingen ein Beneficium, dessen Patronat-Recht sie am 21. Okt. 1488 ihren Landesherren, den Markgrafen von Brandenburg-Onoldsbach, übertrug. Gegen diese Verfügung über das Patronat-Recht erhob aber der Deutschordens-Commenthur zu Nürnberg als Patron der Mutterpfarrei Halsbach Einsprache, und auch der Pfarrer von Halsbach, welcher sich in seinen pfarrlichen Rechten beeinträchtigt glaubte, machte gegen das Zustandekommen des Beneficiums Schwierigkeiten; daher die bischöfliche Bestätigung desselben, obwohl schon seit 1489 ein Priester als Kaplan in Lehn-Gütingen fungirte und die Gemeinde am 17. Febr. 1494 einen förmlichen Stiftungsbrief für das Beneficium errichtete, lange Zeit nicht erlangt werden konnte. Endlich am 15. Juni 1515, verglichen sich die Markgrafen Casimir und Georg mit Wolfgang von Bibra, Commenthur zu Nürnberg, dahin: Den Markgrafen solle das Recht zustehen, den Kaplan für Lehn-Gütingen jedes Mal dem Commenthur von Nürnberg zu nominiren, dieser aber habe dann den also Nominirten dem Bischofe zu Ertheilung der Investitur zu präsentiren.Auch die Anstände mit dem Pfarrer von Halsbach hoben sich.
 
Die Gemeinde fertigte nun am 12. Nov. 1520 einen neuen Stiftungsbrief für das Beneficium aus, in welchem dessen Dotation also aufgeführt wird: Eine Behauung nebst Stadel und Garten, bei der Kirche gelegen, 23 ½ Gulden Vorzinse, 2 Fasnachthenne, 4 Herbsthühner, 8 ½ Morgen Aecker, 7 ½ Tagwerke Wiesen und ein Krautgarten. Die Verpflichtungen des Beneficiaten dagegen sollen sein: In der Kapelle zu Len-Gütingen wochentlich wenigstens drei Mal die heil. Messe zu lesen, an Sonn- und Feiertagen zu predigen, die gestifteten Jahrtage zu halten, einem Pfarrer zu Halsbach in Nothfällen behilflich und beiständig zu sein, besonders beim Gottesdienste an Weihnachten, Ostern, Pfingsten, Petri und Pauli und in der Charwoche, wenn der Pfarrer ihn nach Halsbach fordere. Das also geordnete Beneficium bestätigte hierauf Bischof Christoph am 2. Mai 15217).
 
Aus diesem Beneficium entstand nach Einführung des Protestantismus im Fürstenthume Onoldsbach die protestantische Pfarrpfründe Lehn-Gütingen.
 
Am Kirchengebäude ist nur der untere Theil des Thrumes alt. Das Erdgeschoß desselben, welches zugleich den Kirchen-Chor bildet, wird von einem gothischen Kreuzgewölbe gedeckt, in dessen Schlußsteine sich die Gestalt des agnus Die zeigt. Von den drei Glocken des Thurmes stammt die größere noch aus katholischer Zeit8).
 
b. Burgstall, jetzt 76 S.
Der größere Theil des Ortes, zehn Häuser, war grund- und gerichtsbar zum Hospitale Dinkelsbühel.
 
c. Diekersbrunn mit der Franzen-Mühle, 158 S.
Am 27. März 1327 verkaufte Gerung, Truchseß von Wilburgstetten, ein Gut zu Dieggarsprunnen an das Spital zu Dinkelsbühel9). In späterer Zeit war der grundherrliche Besitz zu Diekersbrunn sehr zersplittert zwischen dem Deutschen Orden, der Herrschaft Weiltingen und Dinkelsbühler Stiftungen.
 
d. Gersbrunn, 43 S.
Am 25. April 1335 verkauft Kloster Kirchheim (bei Wallerstein) drei Güter zu Gerungsprunnen an das Spital zu Dinkelsbühel10), welches später seinen Besitz in diesem Weiler noch durch zwei Höfe vermehrte.
 
e. Hellenbach mit der Kämmleins-Mühle, 163 S.
Am 22. Okt. 1321 wird ein Friedrich von Helenbach, Bürger zu Dinkelsbühel, genannt11). Gefälle aus einem Gute zu Helenbach gehen am 16. Juni 1341 zum Kloster Sulz12). Zuletzt war der ganze Ort bis auf zwei markgräflich Ansbachische Häuser im grund- und gerichtsbaren Besitze des Spitales zu Dinkelsbühel.
 
f. Lehnbuch, 56 S.
Wir finden am 27. Febr. 1397 im Besitze von drei Gütern zu Lehnbuch das Spital zu Dinkelsbühel13), welches sofort bis in die neueste Zeit über den größten Theil dieses Weilers Grund- und Gerichtsbarkeit übte.
 
g. Neuses, 63 S.
Dieser Weiler gehörte fast ausschließlich zu mehreren Dinkelsbühler Stiftungen.
 
h. Waldhäuslein, 93 S.
Der Ort war gemischt aus Deutschorden’schen, markgräflichen und Hospital Dinkelsbühlischen Unterthanen.
 
i. Die Höfe und Einöden: Kelen, Lohe, Mutschach, Pfaffen-Hof, Roth-Hof, Frosch-Mühle, Ober-Mühle, Pulver-Mühle.
Am 24. Sept. 1324 verkaufen Heinrich von Dürwangen und Margaretha seine eheliche Wirthin an das Spital zu Dinkelsbühel für 231 Pfund Heller und 8 Schillinge „ahch gût ze der Kelen vnd zwei gût ze dem Lohe vnd sehs gût ze der Mvnstschawe vnd driv gût ze den Hegenehe“14). Dieses Kelen ist ohne Zweifel der jetzige Kehlhof oder Kehlau zwischen Lehn-Gütingen und Dürwangen, Lohe der Weiler, Lohe zwischen Hellenbach und Gersbrunn, die Muntschawe der Mutschach-Hof bei Dinkelsbühel. Kelen und Lohe blieben fortan beim Hospitale. Hegenehe scheint jetzt nicht mehr zu bestehen, oder hat den Namen geändert; es erscheint am 23. Jan. 1406 als „Höfe zum Hegnach“, aus welchen die Herren von Kemnaten zwei Dritt-Theile, die Pfarrkirche von Halsbach ein Dritt-Theil des Zehenten bezogen15).
 
Alle diese von a – i genannten Orte wurden zur protestantischen Pfarrei Lehn-Gütingen gezogen.
 
Die im Sprengel dieser Pfarrei wohnenden Katholiken sind seit dem Jahre 1848 in die katholischen Stadtpfarrkiche Dinkelsbühel eingepfarrt. Deren sind gegenwärtig 11, nämlich 1 zu Lehn-Gütingen und 10 in der Frosch-Mühle.
 
Auch die Weiler k. Eschenlach (jetzt prot. Pf. Dorf-Kemnaten) und l. Welmäusel (jetzt prot. Pf. Feuchtwangen) scheinen zum alten Pfarrsprengel von Halsbach gehört zu haben; wenigstens führt eine Beschreibung dieser Pfarrei aus dem 17. Jahrhunderte (im bisch. Arch.) Eschelach und Walchmüzel als Zugehörungen von Halsbach auf. Zwei Dritt-Theile des Zehenten zu Eschenlach verkaufte Elisabeth Gretzing, Peter Schreibers Wittwe, Bürgerin zu Dinkelsbühel, am 5. Mai 1418 an die Kapelle zu Dürwangen16).
 
V. Gemeinde- und Schulverband. Halsbach bildet für sich eine politische Gemeinde und besitzt eine Schule, die von allen katholischen Kindern des Pfarrsprengels besucht wird, mit Ausnahme derer von Sulzach, welche nach Dürwangen in die Schule gehen. Auch Sulzach und Haslach bilden politische Gemeinden; zu letzterer gehören die Loh- und die Witzmanns-Mühle. Hirschbach, Hopfgarten und Labertswend gehören nach Dürwangen, Flinsberg nach Neuses, der Brenn-Hof nach Knittelsbach, Karlsholz nach Simbrunn.
 
VI. Pfarr-Dotation. In der Folge der Pfarrei-Incorporation vom Jahre 1323 trat der Deutsche Orden, beziehungsweise die Commenthurei Nürnberg, in den Genuß des gesammten Kirchen- und Pfarrgutes von Halsbach. Der Orden hob daher allen Großzehenten im Pfarrsprengel, einschließlich des Sprengels der spätern protestantischen Pfarrei Lehn-Gütingen, und reichte seinem Pfarrer zu Halsbach eine Competenz-Besoldung, nämlich 100 Guld. an Geld, 10 Malt. Korn, 9 Malt. Haber, 1 Malt. Dinkel, 24 Klft. Holz, den ganzen Kleinzehenten von Halsbach, Dürwangen, Haslach, Sulzach, Neuses, Flinsberg, und den dritten Theil dieses ehenten von Hirschbach; zum  Baue hatte der Pfarrer 6 Tagw. Wiesen und 2 Morgen Aecker.
 
Gegenwärtig ist das Pfarr-Einkommen folgendes:
 
 
  Einnahmen.
fl.
kr.
1.
Vom k. Rent-Amte baar
104
-
2.
"       "      "      "       an Getreide:
Korn 20 Schf. 1 Mtz – Vierl. 2 ¼ Sz.
Dinkel 2 Schf. 2 Mtz. 2 Vierl. – Sz.
Haber 21 Schf. 4 Mtz. 1 Vierl. 2 ½ Sz.
Stroh 5 Schober
332
15 2/8
3.
an Holz aus Staatswaldungen 26 7/10 Klft. weiches Scheitholz (in nat.)
125
51 6/8
4.
aus Grundstücken: Garten 0k74, Aecker 2,88, Wiesen 5,50, Wald 7,59
82
27
5.
Wohnungsgenuß
46
-
6.
aus der Ablös.-Kasse für Zehentrechte (6550 fl.)
262
-
7.
für fixirten Heu- und Obstzehent
57
8.
Weiderecht
1
-
9.
für gestiftete Gottesdienste
58
53
10.
an Stolgebühren
26
39
11.
an herkömmlichen Gaben
1
30
   
1045
33
  Lasten:    
1.
Auf Staatszwecke
17
52 2/8
2.
wegen des Diöcesan- und Kapitel-Verbandes
7
46
3.
wegen besonderer Verhältnisse
54
45
   
80
23 2/8
  Rein-Ertrag
965
9 6/8
(Superrev. Fassion vom 27. Juni 1859).

Der Pfarrhof, nahe der Kirche, ist im J. 1724 vom Deutschen Orden neu hergestellt, ist schön und fest gebaut; die Oeconomie-Gebäude stehen gesondert. Alle Baufälle an diesen Gebäuden, große und kleine, hat das Staats-Aerar zu wenden.


1 Urkk. der Deutschordens-Commende Ellingen in München
Der Ortsname Halspach entstand wahrscheinlich aus einer alten Form Hoholfesbach oder Hadolvespach = Bach des Haholf oder Hadolf. So erscheint im 9. Jahrh. in Urkunden von Fulda ein Haholfesbach, jetzt Halsbach bei Weihers in Unterfranken, im 8. Jahrh. in Urkunden von Salzburg und Mondsee ein Hadolvespach und Hadelvespach, jetzt Halsbach, Ldg. Burghausen, in Oberbayer. S. Förstemann 2, 632. 703.
2 Bischof Friedrich bestimmt in der Urkunde, dat. et act. Dilingen VII. Id. Jun. 1323 (l. c. in München): „Cum spectabilis vir Ludwicus illustris comes de Ötingen vendiderit, tradiderit et assignauerit curiam suam sitam Elersbrunnen, quam coluit et colit ... dictus Same, cum omnibus pertinenciis ac iure patronatus ecclesie parrochialis in Halspach religiosis viris commendatori et conuentui domus Theotonice fratrum sancte Marie in Ellingen dycesis Eystettensis, nos contractum vendicionis et emptionis predictum auctoritate ordinaria expresso nostro consensu accedente approbauimus ipsumque approbamus presencium per tenorem, volentes, vicarium ab eisdem patronis nobis deinceps presentandum ius instituendi et destituendi, si deliquerit, iure ordinario fore saluum, cui eciam vicario ad predictam ecclesiam nobis presentando tantum de prouentibus prefate ecclesie assignetur, vnde iura episcopalia possit persoluere, hospitalitatem debitam tenere, congrua vite sustentatione sibi nichilominus reseruata.“
3 Urk. in München.
4 Beide Glocken stammen aus Einem Gusse und haben in gothischen Minuskeln des 15. Jahrhundertes, ohne Jahreszahl, die gleiche Inschrift:
Ave Maria gracia plena dominvd tecvm benedicta tv in.
Zwischen den einzelnen Worten finden sich eingegossene Glocken als Verzierung.
5 Der Name Gutingen, Gütingen, mag bedeuten = bei den Leuten des Gut oder der Guta, Len scheint von dem Namen einer Ortslage am Gütingen hergenommen zu sein; wenigstens gibt es dort einen Lehnberg Lehnwiesen und einen Ort Lehnbuch.
6 Am 3. Nov. 1447 wurden der Deutschordische Statthalter und Commenthur zu Mergentheim, Jodok von Venningen, und die Stadt Dinkelsbühel wegen der Dinkelsbühlischen „armen leute“, in der Pfarr Halsbach gelegen, also vereint: Von der von Dinckelspûhel armen lüt wegen zum Loch, Hellembach, Diegkersprunn vnd Gûtîngen, die ainem pfarrer zu Halspach vorher habern gegeben haben, sollen solchen habern fûro jerlich vs sant Martins tag aber geben von iren Leyben, namlich ein pawr vf einen hof ein viertail habern vnd einer vf einen gut ein halbes viertail habern, vnd vmb das soll ein pfarrer den armen lüten gönnen, an sonntagen vnd feyrtagen an andern enden zu kirchen ze gan, vsgenomen an hochzeitlichen tagen, auch in gönnen, anderswo ire kind ze teuffen; er sol auch in mit beicht ze hören vnd andern sacramenten heym nachfolgen, als das alles von alter herkommen ist, vnd in darczu alle gotzrecht vnd pfarrliche recht als ein getrewer pfarrer tun, davon sollen im die armen lüt geben vnd tun: ein yeglich mensch, das selgerät schuldig ist, sol vierdhalb pfund zu selgerät geben, vnd welhs mensch die heiligen ölung empfange hat, stirbt das, so sol es mit dem selgerät die heil. ölung bezalt haben; beleibt es aber bei leben, so sol er es fûr die heil. ölung vber zwelf pfennig nit beswärn, als das alles von alter herkomen ist; von einem kind ze teuffen sol er nyemant vber drei pfennig ze geben niht beswären, es beschee in der pfarr oder vswendig, vnd von der messpfennig wegen, die sollen die armen lüt dem pfarrer geben, oder im aber so lieb dafür tun, das er sie der mit willen vberhebe, als das von alter herkommen ist. Orig. in München, Deutsch-Ord.-Haus Dinkelsb.
7 Obiges nach Urkunden im Archiv-Conservatorium zu Nürnberg.
Die bischöfliche Urkunde vom 2. Mai 1521 confirmirt die in capella sancti Wendelini et Sixti loci Lengutting parochie Halspach gestiftete missa perpetua und errichtete dieselbe als ein beneficium ecclesiasticum mit der Bestimmung: „quod jus nominandi ejusdem misse perpetue deinceps ad dnm. Casimirum marchionem Brandenburgensem etc., jus vero presentandi sic nominatum ad dnm. Wolfgangum de Eysenhoven provincie orientalis necnon domus in Ellingen (so heißt es hier) ordinis Teutonicorum commendatorem ipsorumque successores serie litterarum fundationis perpetuo spectare et pertinere debeat“, capellanus vero presentatus et institutus „singulis septimanis ad minus tres missas in prefata capella per se vel alium presbiterum ydoneum legere necnon dominicis et sanctorum apostolorum ac aliis festivis diebus verbum Die Christifidelibus in eadem capella annuntiare, plebano in Halspach in divinis assistere aliaque in dictis litteris fundationis expressa posetenus adimplere debet et tenetur, ita tamen, quod eidem plebano alias in juribus parrochialibus prejudicialis non existat.“
8 Sie wurde wahrscheinlich zu Ende des 15. oder zu Anfang des 16. Jahrh. gegossen, hat gothische Fries-Verzierung und in Minuskeln die Inschrift: + Maria virgo + interpelle Deum + ora pro populo + catholico.
9 Urk. in München.
10 Urk. ib.
11 Spital-Urk. in Dinkelsbühel
12 Urk. in München
13 Urk. in Dinkelsbühel.
14 Urk. in München.
15 Urk. in Dinkelsbühel.
16 Urk. in Wallerstein.

Erstellt am 7. März 2004 durch Hans Ebert
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