Band 1
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Übersicht Briefe
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Lateinischer Originaltext


Brief 9

Bischof Adalbero II. von Metz (984-1005) 41 informiert seine Mitbischöfe und die christliche Öffentlichkeit über ein von ihm gefälltes Verbannungsurteil.
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Adalbero, durch Christus als Bischof von Metz eingesetzt, grüßt alle Mitbischöfe, die wegen ihrer Tugend verdientermaßen sehr verehrt werden und alle Getreuen im Namen des allmächtigen Gottes.Wir haben einen Mann unseres Bistums namens Arnold aus seiner Heimat verbannt wegen begangener Morde. Er hat diese offenbar ausgeführt, um seinen Bruder zu rächen, der von etlichen anderen umgebracht worden war. Er hat nämlich vier Männer getötet und, nicht absichtlich, seines Bruders Sohn; aber ich weiß leider nichts Näheres über die Tat. Um ihn von seinen Sünden zu reinigen, vertrauen wir ihn dem Gebet und der Barmherzigkeit aller Getreuen Christi an, damit er nach Vollzug der angemessenen Strafe die heiligen Orte 42 besuchen kann, um die Last seiner Vergehen zu vermindern, und er verdient, wieder in den Schoß der heiligen Kirche aufgenommen zu werden. 43 Lebt wohl.

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BriefX9X
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Brief 10
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Lateinischer Originaltext:
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9.
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Adalbero Metensis aecclesie antistes ordinante Christo omnibus coepiscopis virtutum meritis admondum venerandis cunctisque fidelibus in Deo summo salutem.
Himinem episcopatus nostri nomine Arnoldum exulavimus sua patria propter commissa homicidiorum, que perpetravit, proprium videlicet fratrem a quibusdam internectum ulciscens. Quattuor namque viros interfecit filiumque fratris sui non sponte sua, sed ignaro, pro dolor, casu occidit. Qué peccata diluenda committimus illum orationi pietatique cunctorum Christi fidelium, ut digna poenitentia perancta visitando sancta loca minuendoque delicta gremio sancté aecclesié reconciliando sociari mereatur. Valete.

41) Eine Verbindung Froumunds zu Bischof Adalbero muß bestanden haben. Das lothringische Kloster Gorze (Diözese Metz) war das Zentrum der reichsverbundenen Klosterreform. Von dort aus wurde St. Maximin in Trier reformiert. Die bayerische Klosterreform begann durch Ramwold von St. Emmeram zu Regensburg, der aus Trier geholt worden war. 978 berief Kaiser Otto II. den Mönch Hartwig aus Trier ins Kloster Tegernsee, nach dessen Tod 982 folgte der St. Emmeramer Mönch Gozbert als Abt. Von dort aus sollten dann Wigo und Froumund das Kloster Feuchtwangen im Sinne der Regensburger Reformbewegung gorzischen Ursprungs erneuern.(Prinz: Klöster und Stifte. S. 373-404).
42) Ein im späteren Stift Feuchtwangen aufbewahrter angeblicher Nagel vom Kreuz Christi, der in Gold gefaßt war, war Ziel einer bedeutenden Wallfahrt, deren Alter unbekannt ist. Er wurde im Schmalkaldischen Krieg 1546 bei der Plünderung der Stadt durch Truppen Kaiser Karls V. geraubt.
43) Sogar für so kapitale Verbechen, wie sie im Brief genannt werden, gab es keine Todesstrafe. Die weltliche Strafe, abgesehen vom "Schadenersatz" an die Sippe des Getöteten, dauerte bei einem Mord 7 Jahre; im Verlauf dieser Zeit wurde die Strafe abgeschwächt. Beispiele für das Strafmaß in den ersten 40 Tagen sind: Die alleinige Nahrung besteht aus Wasser, Salz und Brot; Fußbekleidung ist verboten; es dürfen keine Waffen getragen werden; kein "Fahrzeug" darf benützt werden; kein Umgang mit Frauen ist erlaubt, ja allgemein kein Verkehr mit Christen überhaupt, außer mit solchen, die sich der gleichen Strafe unterziehen müssen. Dazu kommt als religiöse Strafe der Ausschluß aus der Kirche und die Auflage, die Heiligen Stätten in Palästina zu besuchen. (Capitularia regum Francorum. Bd 2. Teil 2. Nr. 252. Cap. 52-58a.Additamenta ad Capitularia regum Franciae Orientalis).
Erstellt: 12.3.1998 - letzte Änderung am 2.2.2000 durch Hans Ebert
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