Band 1
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Übersicht Briefe
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Lateinischer Originaltext


Brief 10

Die Feuchtwanger Mönche erbitten von Herzog Heinrich von Baiern eine Fischspende für die Osterfeier. 44 
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Heinrich, dem hervorragenden Führer eines christlichen Volkes, widmen die im Kloster Feuchtwangen vereinigten Brüder den demütigen Dienst ihrer Gebete in Christo.Mönche werden wir geheißen alleine dadurch, daß man uns diesen Namen gibt; 45 ausgewählte Knechte Eurer Oberherrschaft und geringe Brüder des Klosters zum heiligen Quirin 46 sind wir noch dazu, von unserem Vater Gozbert dazu bestimmt, im Kloster Feuchtwangen zu verweilen, um uns hier nach Kräften der gewohnten Ordnung der Mönchsregeln ganz zu widmen. Glückliche Kirche, welche mit Recht sich freuen kann, einen solchen Gebieter als Beistand zu haben. Aus all den Gesprächen, die sich mit liebevollem Herzen um und um von überall her mit Euerem berühmten Namen beschäftigen, haben wir in unserer Geringfügigkeit die Nachricht entnommen, daß Ihr Euch in unserer Nachbarschaft, uns ganz bequem gelegen, aufhalten werdet. Deswegen, gewissermaßen aus der Unwirtlichkeit unserer Einöde heraus, wo der Boden nicht imstande ist, eine für einen See geeignete Mulde zu bilden und, man kann schon sagen, wo es völlig unbekannt ist, was überhaupt ein Fisch ist, 47 richten wir an Eure edle Hoheit die Bitte, wenn die Euch zufließende Fülle aus Eueren Fischteichen einen weit über das Erfordernis der Weiterzucht hinausgehenden Umfang annimmt, und Gott möge ihn verdientermaßen noch vermehren, so möget Ihr befehlen, daß unser Osterfest durch eine Fischspende bereichert werde, damit sie künde von Euerer gewohnten Mildtätigkeit, die Ihr Euch bei Gott zu einer frommen Fürsprecherin gemacht habt, wie Ihr immer mit den Bedürftigen Mitleid habt. Lebt wohl.

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BriefX10
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Brief 11
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Lateinischer Originaltext:
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10.
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Heinrico christiané gentis ductori precellentissimo fratres Phyuhtuuangensi congregati monasterio devotissima munia precum in Christo.
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Monachi solius nominis adiectione vocitati, servi egregii potentatus vestri et fraterculi monasterii sancti Quirini, precepto patris nostri Gozberti ceteris commanentibus commoramur in coenobio Phyuhtuuangensi, consuetudini monachicé constitutionis prout possumus deservientes. Felix ecclesia, qué perdigne gratulatur tali principe fulta! Celebre nomen vestrum, quod iugiter amorifero corde hinc inde sermocinando voluntans ubique summo rumore diffundit. vilitati nostré denuntiavit essentiam vestri fore in vicinitate nobis admodum oportuna. Iccirco quasi de asperitate heremitali, ubi tellus nescit stagnorum gignere sinus et, ut dicatur, quid sit piscis, penitus, ignoretur, mittimus ad nobilem celsitudinem vestram, si debita copia vivaria lata et sepius merito a Deo dilatanda scaturriant habundanti et consuetudinaria piscium foetura, nostrum pascha piscigena largitione iubeatis iucundari, solitam impertiendo misericordiam, quam vogis fesistis apud Deum piam patronam, semper commiserans indigentibus. Valete.

44) Es handelt sich um Herzog Heinrich II., den Zänker, der am 28. August 995 starb. Dieser Herzog war Neffe der Kaiserin Adelheid. Das bairische Herzogshaus hatte zu Anfang des 11. Jahrhunderts z.B. in Crailsheim, Goldbach und westlich von Dinkelsbühl Besitzungen, darunter sicher auch Fischtei-he.(Steichele: Das Bisthum Augsburg. S. 338)
45) Siehe Benediktus-Regel, Kapitel 1 "Die Arten der Mönche" (S. 61).
46) Gemeint ist das Kloster Tegernsee, dessen Patron St. Quirin war.
47) Fischzucht war für Wigo und seine Brüder vom Tegernsee her selbstverständlich. Sie war für die Fastenspeise unerläßlich. Das Kloster Feuchtwangen legte in der Umgebung viele Weiher an. Zum Beispiel verkaufte das spätere Stift Feuchtwangen, das aus dem Kloster entstand, im Jahr 1293 Weinberge bei Ahausen am Main (heute Sommerhausen) an das 1242 gegründete Zisterzienserinnenkloster Seligenporten in der Oberpfalz um 20 Pfund Heller. Mit dieser Summe legte man den großen Weiher bei Weiler am See an. (Steichele: Das Bisthum Augsburg. S. 354 und 377; die Angaben bei Schaudig: Geschichte der Stadt Feuchtwangen. S. 11 Auhausen und Seligengarten sind unrichtig. Urkunde im Hauptstaatsarchiv München, Klosterurkunden Seligenporten Nr. 55.) Siehe auch Brief 13, der u.a. davon berichtet, wie der Sohn eines Richard den Mönchen ihr einziges Fischwasser ausfischt.
Erstellt: 12.3.1998 - letzte Änderung am 2.2.2000 durch Hans Ebert
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