Band 2
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Der Unruheherd Livland

Im Landmeister von Livland, Gottfried von Rogge, fand Siegfried ebenfalls einen tüchtigen und zuverlässigen Mann, der energisch die Sache des Ordens dort vertrat. So erreichte von Rogge am 25. Februar 1304 eine Konföderation mit den dänischen Vasallen in Estland, den Bischöfen von Dorpat und Ösel. Damit sollte Riga gezwungen werden, sein Bündnis mit den heidnischen Litauern aufzugeben. 41 Dies war aber nicht allein der Grund dieses politischen Schachzuges von Rogge. Die wachsende Handelskonkurrenz Riga sollte ausgeschaltet werden. Riga entwickelte sich immer mehr zu einer Handelszentrale für Litauen, Polen und die russischen Fürstentümer. Dieses für Riga so bedrohliche Bündnis des Ordens in Livland veranlaßte schließlich die Stadt, das Bündnis mit Litauen zu kündigen und mit dem Orden einen Vergleich einzugehen, beurkundet am 21. März 1304. 42 Der Bischof von Dorpat stellte sich ganz auf die Seite des Deutschen Ordens, da die Litauer 1303 das Stift zu Dorpat verwüsteten. 43

Am gleichen Tag, dem 21. März 1304, ernannte Papst Benedikt XI. (1303 - 1304) den Minoritenmönch Friedrich (Graf von Pernstein) zum Erzbischof von Riga. 44 Dieser nahm seine Reise nach Livland über Venedig und suchte Siegfried von Feuchtwangen dort auf. Beide bemühten sich um eine friedliche Lösung in Livland. Der Hochmeister veranlaßte, daß der Minorit auf seiner Reise von den Ordensbrüdern bestens unterstützt und beschützt werde. 45 Doch sofort nach seiner Ankunft in Riga nahm der Erzbischof den Kampf gegen den Orden wieder auf, schloß sich Riga an und erneuerte das Bündnis mit den Litauern. Die vom Orden eingesetzten Bischöfe erkannte er nicht an und erreichte in dieser Angelegenheit beim Papst Clemens V. eine Untersuchung, die sich vor allem auch gegen den dem Orden ergebenen Bischof von Dorpat richtete. 46 Was war gesche hen, das den Machtkampf des Erzbischofs und der Stadt Riga gegen den Orden wieder entfachen konnte?

Der Orden hielt die beim Vergleich mit Riga getroffenen Vereinbarungen nicht ein. Am 26. Mal 1305 tätigte und beurkundete der Abt Libertus von Dünamünde bei Riga zusammen mit dem Abt von Valkena, Ditmar, den Verkauf des von Bischof Albert von Apeldeern von Riga gestifteten und von den Litauern 1298 zerstörten Zisterzienserklosters Dünamünde. 47 4000 Mark Silber ließ sich der Orden dieses Kloster kosten, das er in eine Komturei umfunktionierte. Mit dem Ausbau ab 26. Juli 1305 zu einer Burganlage entstand eine Schlüsselposition, die den Hafen von Riga kontrollieren konnte. Am 14. September 1305 appellierte der Erzbischof Friedrich von Riga an den Papst wegen der von dem Meister (Landmeister) und den Brüdern des Deutschen Ordens in Livland erlittenen Beleidigungen und Übergriffe etwas zu unternehmen. 48 Das Rigaer Bündnis mit den Litauern war perfekt; denn diese Schlüsselposition des Ordens vor den Toren Rigas war untragbar. Die Litauer fielen sengend und plündernd ins Ordensgebiet ein. Das Ordensaufgebot war jedoch so mächtig, daß die Litauer vor den Mauern Rigas geschlagen werden konnten. Die Neutralität Rigas mußte jedoch der Orden mit 70 Mark noch erkaufen. 49


41) Friedrich, DRO S. 27; Raddatz, Übersiedlung S. 46; Seraphim, Zeugenverhör S. X; UB Livl. II Sp.7 Nr. DCVIII
42) Friedrich, DRO S. 28
43) Seraphim, Zeugenverhör S. 208
44) Seraphim. Zeugenverhör S. X
45) Friedrich, DRO S. 28; Seraphim, Zeugenverhör S. XI
46) Seraphim, Zeugenverhör S. 208; Tumler, DO S. 311
47) Friedrich, DRO S. 29; Raddatz, Übersiedlung S. 46; Seraphim, Zeugenverhör S. 210; SS.rer.Pruss. I S. 210; UB Livl. III Sp. 107-110 Nr. DCXIVA u. S. 44 Reg. Nr. 707a; Mitteilungen Gesch. Liv-, Ehst- u. Kurl. Bd. 6 Heft 1 - 2 S. 267 Nr. 19
48) Friedrich, DRO S. 29; Lohmeyer, Gesch. I S. 224; Raddatz, Übersiedlung S. 47; UB Livl. II Sp. 24-31 Nr. DCXVI
49) Voigt, Gesch. Pr. IV S. 232; UB Livl. II S. 18 Reg. 714
Erstellt: 16.3.1998 durch Werner Uhlich
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